Digitalisierung und Modernisierung betriebswirtschaftlicher Software (ERP) sind zwei wesentliche Entwicklungen des kommenden Jahres. proALPHA nennt elf Trends, die der Mittelstand im Blick haben sollte.
Einige der Trendlisten, die in den kommenden Tagen und Wochen das Licht der Welt erblicken, zeugen vor allem von der sprachlichen Kreativität der Berater und Analysten. Ihr Nutzwert für den Mittelstand ist eher begrenzt. Der Standardsoftwerker proALPHA hat auf der Basis eigener Projekterfahrungen sowie zahlreicher Studien elf Trends rund um ERP (Enterprise Resource Planning) ermittelt, die für das kommende Jahr relevant werden oder bleiben:
1. Big Data und Business Intelligence
Big Data wird für immer mehr Unternehmen zur Top-Priorität. Das zeigt eine Studie des Branchenverbands Bitkom vom April 2019. Der Anteil der Unternehmen, die sich mit diesem Thema befassen, ist von 51 Prozent 2017 auf 59 Prozent in diesem Jahr geklettert. Ein Weckruf für die verbleibenden 40 Prozent. Gerade für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz sind nämlich umfangreiche Daten und die dazu passenden Analysemethoden notwendig.
2. Datenqualität
Datenqualität bleibt ein Dauerthema, denn mit der verstärkten Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse spüren Unternehmen die Abhängigkeit von gut gepflegten Daten. Auch Gartner sieht Transparenz als einen wichtigen Trend für 2020, mit einer hohen Datenqualität als Basis. Denn nur mit qualitativ hochwertigen Daten wird die Digitalisierung zum Erfolg.
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3. Automatisierte Prozesse
Informationen bilden die Basis für automatisierte Prozesse und auch für Robotic Process Automation (RPA): Verfahren wie Process Mining machen Abläufe in den Unternehmen sichtbar, mit allen sich bietenden Chancen zur Verbesserung. Prozesse lassen sich dadurch optimieren und automatisieren. Rund 70 Prozent der Unternehmen betrachten RPA und Process Mining als wichtige Grundlage für ihre Digitalisierung.
4. Internet der Dinge
Das Industrial Internet of Things ist laut der erwähnten Bitkom Studie zweitwichtigstes Technologie-Thema für die deutschen Unternehmen. Voraussetzung dafür ist, dass Maschinen untereinander und mit anderen Systemen kommunizieren können. OPC UA over TSN bezeichnet die Kombination mehrerer Technologien, mit denen es möglich ist, Daten in der Produktion herstellerübergreifend und in Echtzeit in einem einheitlichen Standard zu übertragen. Dieser Standard soll den Austausch beflügeln. Angesichts der langen Nutzungszeiten mancher Anlage wird es noch Jahre dauern, bis sämtliche Geräte im Maschinenpark web-enabled sind. Entsprechend hoch ist der Bedarf an praktischen Alternativlösungen, die beispielsweise mit Hilfe von Minicomputern Maschinen und ERP-Systeme miteinander sprechen lassen.
5. Verstärkte Integrationsfähigkeit
Das Thema Vernetzung und Enterprise Application Integration steht bei den Unternehmen hoch im Kurs. Viele haben in der Vergangenheit schmerzhaft erfahren, wie unkontrollierbar sich Schnittstellen vermehren können. Eine Alternativen dazu bietet die proALPHA Integration Workbench. Auf der Basis einer Service-orientierten Architektur dient hier ein Enterprise Service Bus als Bindeglied zwischen allen Anwendungen und Systemen. Mit integrierbaren Systemen schaffen sich Unternehmen eine wichtige Basis auf ihrem Weg hin zur Plattformökonomie.
6. Losgröße 1 in der Produktion
Gewerbliche und private Kunden wollen verstärkt individualisierte Produkte, sei es der bunte Sportschuh oder die individuell angepasste Maschine. Dieser Wunsch verschafft dem Thema Konfiguratoren Rückenwind. Sie sind das digitale Bindeglied zwischen dem Kundenwunsch und einer Fertigung in kleinen und kleinsten Losgrößen. Auch der Branchenverband VDMA hat Variantenkonfiguratoren als einen der Top 10 Investitionsbereiche des deutschen Maschinenbaus identifiziert. Zwei Jahre zuvor war das Thema noch abgeschlagen auf Platz 18 zu finden.
7. Service und Kundenorientierung
Eine wachsende Kundenorientierung zeigt sich auch an anderer Stelle. Der VDMA listet den Service auf Platz 5 der IT-Investitionsbereiche bis 2020. Wichtig für Unternehmen dabei: keine neuen IT-Silos schaffen. Eine nahtlose Integration mit den Daten aus dem Vertrieb, eine vollständige Produkthistorie und direkter Zugriff auf Wartungsanleitungen und Vertragsunterlagen sind entscheidende Voraussetzungen für eine gelungene Digitalisierung im Kundenservice.
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8. Mobiles Arbeiten
Beim Thema Mobility hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Interne und externe Arbeitsplätze lassen sich heute problemlos digital anbinden – zumindest theoretisch. In der Praxis hapert es jedoch, wie auch die Studie der Initiative D21 belegt. Demnach verfügen 44 Prozent der Arbeitnehmer über einen Laptop. Bisher schöpfen die Unternehmen die Potenziale des mobilen Arbeitens jedoch noch nicht voll aus, sei es in der Verwaltung oder in der Produktion.
9. Internationalisierung
Trotz der Risiken und Unsicherheiten im globalen Handel forcieren deutsche Unternehmen die Internationalisierung ihres Geschäfts. Dies bestätigt eine Studie der Commerzbank. Der Mittelstand sei auf die Unwägbarkeiten durchaus eingestellt und setze je nach Größe auf Kernprodukte, den Vertrieb im EU-Binnenmarkt oder auf Innovation und internationale Diversifizierung. Für die ERP-Anbieter bedeutet das, nicht nur Benutzeroberflächen in Landessprache anzubieten. Die Software hat auch lokale Gesetze und Regularien zu berücksichtigen. Außerdem muss sie ein nahtloses Stammdatenmanagement und den Austausch von Bewegungsdaten zwischen der Zentrale und den Niederlassungen ermöglichen.
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10. Benutzerfreundliche Software
In der Bitkom Studie „Digital Office im Mittelstand 2019“ bestätigen 88 Prozent der befragten Unternehmen unter 500 Mitarbeitern, dass für sie Software-Ergonomie ein relevanter Trend ist. Entsprechend lassen einige Hersteller ihre Anwender bereits in der Designphase neuer Releases und Branchenlösungen mitbestimmen. Sie beeinflussen so die Benutzerführung schon früh, sowohl bei der Funktionalität als auch durch Visualisierungen über Mockups und Wireframes entscheidend mit, anstatt erst im Rahmen von Pilotinstallationen involviert zu werden. So können sie ihre Wünsche frühzeitig einbringen.
11. Cloud im breiten Einsatz
63 Prozent der deutschen Unternehmen arbeiten aktuell daran, weitere Applikationen in die Cloud zu migrieren, so die Studie IT-Trends 2019 von Capgemini. Laut der oben zitierten Studie des VDMA geht es dabei primär um die Private Cloud und kaum um Public-Cloud-Angebote. Anlass zum Wechsel liefern für die meisten Unternehmen ganz praktische Gründen, nämlich die begrenzten Ressourcen in der IT gepaart mit einer Zunahme an Cyberangriffen. Wie real diese Bedrohung ist, zeigte erst wieder im Oktober ein erpresserischer Hackerangriff auf den Automatisierungsspezialisten Pilz. Daneben lassen auch die Einsparungen bei der Hardware die Cloud-Angebote punkten.
Zwei weitere Themen entstehen gerade erst: Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen. Zwar sagen laut Bitkom 78 Prozent, dass der Einsatz künstliche Intelligenz über den künftigen weltweiten Erfolg deutscher Unternehmen mitentscheidet. Allerdings nutzen bislang lediglich 12 Prozent der deutschen Betriebe die Technologien oder planen deren Einsatz. proALPHA rät dem Mittelstand, bei diesen Themen weiter am Ball zu bleiben. Bots & Co. werden sich mehr durchsetzen, da sind sich alle Experten einig.
Mit der Plattformökonomie sollte sich der Mittelstand schon heute auseinandersetzen. Zwar werden Plattformen 2020 noch nicht flächendeckend vorhanden sein. Dennoch geht es darum, frühzeitig die passenden Grundlagen zu schaffen. Jürgen Frisch
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