Start Software und Technologie Der hiesige Outsourcing-Markt bricht teilweise ein

Der hiesige Outsourcing-Markt bricht teilweise ein

Einen Rückgang um 24,5 Prozent verzeichnet der ISG Index für den hiesigen Outsourcing-Markt. Die Auswirkungen des Brexit stehen noch bevor. Software as a Service hat ein großes Potenzial, auch weltweit wächst das Geschäft mit IT-Diensten.

outsourcing marktDer Outsourcing-Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist in den vergangenen 12 Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24,5 Prozent eingebrochen. Das Volumen sank von 2,5 Milliarden auf 1,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis des dritten Quartals 2019 fiel sogar um 36 Prozent niedriger aus als im gleichen Quartal des Vorjahres.

Zu diesem Ergebnis kommt der EMEA ISG Index, der vierteljährlich die aktuellen Daten und Trends des Outsourcing-Markts erhebt. Die Studie berücksichtigt alle kommerziellen Outsourcing-Verträge mit einem Jahresvolumen von mindestens 4,5 Millionen Euro. Fünf Trends verzeichnen die Analysten:

1. Fertigungsindustrie zieht den Markt nach unten

Die Wachstumsschwäche im Sourcing-Markt ist vor allem auf die Fertigungsindustrie zurückzuführen. Als Gründe benennen die Analysten unter anderem die Geldbußen und Gerichtsprozessen rund um den VW-Abgasskandal. Darüber hinaus hätten Handelskriege den deutschen Export geschmälert, was wiederum das Bruttosozialprodukt beeinträchtige.

2. Gute Aussichten für Cloud- und As-a-Service-Lösungen

Für Cloud-Lösungen bietet der deutschsprachige Raum laut ISG Index generell ein großes Potenzial, da die transnationalen Konzerne nun zwar verspätet aber sehr umfangreich auf die Cloud setzten. Wegen Bedenken in Sachen Sicherheits- und Datenschutz hinke der hiesige Markt hinter anderen Regionen hinterher. Inzwischen setzten Unternehmen jedoch in großem Maßstab auf Software as a Service.

3. Auch europaweit schrumpft der Outsourcing-Markt

In Gesamteuropa ist laut ISG Index die Nachfrage nach cloudbasierten As-a-Service-Lösungen im dritten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf einen Rekordwert von 1,6 Milliarden Euro gestiegen. Dieser Anstieg war allerdings nicht stark genug, um das im gleichen Zeitraum zu verzeichnende Minus von 17 Prozent bei den Ausgaben für Managed Services auszugleichen. So gab der gesamte Sourcing-Markt in Europa um 7 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro nach. Die Analysten führen dies vor allem auf die drei größten Märkte Deutschland, Österreich und Frankreich zurück. Dort schrumpfte das Vertragsvolumen im dritten Quartal und im Jahresvergleich jeweils im zweistelligen Prozentbereich.

4. Der Brexit belastet den britischen Markt bisher nur mäßig

In Großbritannien und Irland ist das Vertragsvolumen von Managed Services in den vergangenen 12 Monaten um 4 Prozent, von 2,2 Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro gesunken. Bislang hätten sich die Unternehmen von der anhaltenden Unsicherheit rund um den Brexit offensichtlich nicht übermäßig verunsichern lassen. Angesichts der bald ablaufenden Brexit-Deadline schlage das Thema nun jedoch verstärkt durch. Im dritten Quartal sank das Vertragsvolumen im Jahresvergleich um 11 Prozent und im Vergleich zum zweiten Quartal dieses Jahres sogar um 27 Prozent. Den größten Einfluss auf den britischen Outsourcing-Markt hat laut ISG die dem Brexit geschuldete Unsicherheit darüber, wie sich der Kurs des britischen Pfunds entwickelt. Deshalb zögerten britische Unternehmen strategische Entscheidungen oft so lange hinaus, bis sich der Markt wieder beruhigt hat.

5. Weltweit wächst das Sourcing-Geschäft

Weltweit gesehen verzeichnete der ISG Index einen Anstieg der Ausgaben für Technologie- und Business-Services. Das Vertragsvolumen des gesamten Marktes legte im dritten Quartal um 13 Prozent zu, beflügelt durch eine Rekordnachfrage nach As-a-Service-Lösungen, insbesondere Infrastructure-as-a-Service.

„Für das gesamte Jahr 2019 erwarten wir ein 22-Prozent-Wachstum des weltweiten As-a-Service-Marktes“, prognostiziert Friedrich Löer, Partner bei ISG Information Services Group Germany „Wir beobachten die Handelsgespräche zwischen den USA und China und wie Technologiefirmen damit umgehen, dass China eventuell US-Unternehmen weitere Restriktionen auferlegt.“ Den gesamten IT- und Business-Services-Markt betrachtet ISG nun zurückhaltender und senkt die Vorhersage für das Jahr 2019 um mehr als 50 Basispunkte auf 2,6 Prozent Wachstum. „Wir berücksichtigen dabei den Gegenwind wegen des starken US-Dollars und mögliche Umsatzschwächen bei einigen der größten Anbieter der Branche“, erläutert Löer. Jürgen Frisch