Start Industrie Papier adé: Connected-Worker-Tools digitalisieren die Fabrikhalle

Papier adé: Connected-Worker-Tools digitalisieren die Fabrikhalle

Der Wille ist da, doch die Ressourcen sind schwach. Auf diese Formel lässt sich das Dilemma vieler Fertigungsbetriebe bringen. Denn bei der Umstellung auf papierlose Prozesse steht ihnen ein riesiger Berg alter Dokumente im Weg. Sie zu erfassen und zu digitalisieren erfordert Mittel, die oft nicht da sind – erst recht nicht in Zeiten des Arbeitskräftemangels. Drei Anwendungsfälle zeigen wie KI dabei hilft, diese Hürde zu nehmen.

Connected-Worker
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Fehlende Zeit bezeichnen 69 Prozent der Unternehmen als größte interne Bremse ihrer Digitalisierung. Die Tendenz zum Vorjahr: steigend. Wer den Fortschritt trotzdem vorantreiben möchte, braucht alternative Lösungen. Diese müssen die Umstellungsarbeiten beschleunigen und personelle Ressourcen massiv entlasten. Konkrete Ansätze dafür bieten industriespezifische KI-Anwendungen für die vernetzte Produktion, Montage und Wartung. Dazu zählen vor allem moderne Connected-Worker-Lösungen, die papierbasierte Prozesse durch digitale Assistenzsysteme ersetzen. Drei schnell umsetzbare Arbeitserleichterungen zeigen beispielhaft, wie das in der Praxis gelingen kann.

Quick Win 1: Connected-Worker-Tools automatisieren SOPs

Mit Standard Operating Procedures (SOPs), Arbeitsanweisungen und Checklisten verfügen Unternehmen über einen enormen Wissensschatz, der über Jahrzehnte gewachsen ist. Die schiere Menge dieser Dokumente stellt jedoch die größte Digitalisierungsbremse dar. Denn mit dem Scannen und Ablegen als Word-Datei, Excel-Sheet oder PDF ist es längst nicht getan: Soll die Transformation gelingen, müssen Verantwortliche daraus digitale Arbeitsabläufe machen. Dafür gilt es, die Inhalte in bedarfsgerechte Schritte zu gliedern, diese interaktiv zu gestalten und in neue IT-Systeme zu integrieren.

Den zeitintensiven Teil dieser Mammutaufgabe übernehmen nun plattform-spezifische KI-Assistenten. Sie basieren auf generativer KI (GenAI) und sind dadurch in der Lage, papierbasierte Materialien automatisiert in strukturierte, digitale Formate umzuwandeln.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen möchte seine Sicherheitsregeln digitalisieren – ein einseitiges Plakat, das im Betrieb aushängt. Es umfasst sieben Punkte, die vom Umgang mit Chemikalien bis hin zum korrekten Anlegen von Schutzausrüstung reichen. Um das Bild zu transformieren, müssen Verantwortliche heute das betreffende Dokument nur noch fotografieren. Dann entscheiden sie, in welches Format es umgewandelt werden soll – beispielsweise in eine Checkliste. Der virtuelle Assistent nimmt daraufhin alle Informationen aus dem Bild und erstellt daraus eine digitale Abfolge von Hinweisen zum Arbeitsschutz. Diese erhalten Nutzer in der Fabrikhalle auf ihrem Smartphone oder Tablet – wo sie diese direkt durchgehen und das Lesen bestätigen können.

Solche interaktiven Schritt-für-Schritt-Anweisungen lassen sich aus jeglichem Content generieren. Egal ob es sich beim Ausgangsmaterial um Datenblätter, Handbücher, OEM-Dokumentationen oder Handouts handelt, egal ob sie in Papierform, als Word-, Excel- oder PDF-Dateien vorliegen, als Bilder oder Videos: Mithilfe eines darauf spezialisierten KI-Assistenten werden sie in Sekundenschnelle zu einer strukturierten, dynamischen Checkliste. Damit entfalten Connected-Worker-Lösungen ihr volles Potenzial: Sie verwandeln analoge Inhalte automatisiert in digitale Arbeitsabläufe – schnell, präzise und anwendungsfreundlich.


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MES
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Wenn sich die MES-Software-Lösungen auch in manchen Bereichen immer stärker einander angleichen, so gibt es doch genug relevante Unterschiede in der Funktionsunterstützung, die eine genaue Auseinandersetzung mit den eigenen Anforderungen und den Leistungen der Software-Lösungen erfordern. Die Funktionsschwerpunkte verschiedener MES-Softwarelösungen reichen vom Erfassen bzw. Auswerten von Betriebs- und Maschinendaten über Optimierungslösungen für die Ressourcenbelegungsplanung bis hin zu Komplettlösungen. Die unterschiedlichen Features der Systeme, die unter den Begriff "MES" gefasst werden, machen den Markt intransparent und gestalten Investitionsentscheidungen anspruchsvoll.
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Quick Win 2: Digitale Trainings und Schulungen erstellen

Die KI-basierten Systeme unterstützen auch die Aus- und Weiterbildung von wenig erfahrenem Personal. Denn sie entwickeln im Handumdrehen neue Trainings- und Schulungsinhalte. Dazu analysieren sie vorhandene SOPs und Arbeitsanweisungen und erzeugen daraus einfache Trainingsmodule.

Ein Anwendungsbeispiel: Die Produktionsleiterin eines Verpackungsherstellers möchte eine Schulung zur autonomen Wartung einer Maschine auf mobilen Geräten verfügbar machen. Sie bittet den KI-Assistenten, dazu die Informationen aus dem Nutzerhandbuch der Anlage zu verwenden. Dieser extrahiert die Kernpunkte und erzeugt daraus aufeinander aufbauende Lernmodule mit Multimedia-Inhalten. Ein Abschlusstest komplettiert das Training: Dazu erstellt der KI-Copilot die gewünschte Anzahl an Fragen, entwirft richtige und falsche Multiple-Choice-Optionen sowie die korrekte Lösung; alles bereits digital und interaktiv aufbereitet.

Beim Erstellen effektiver Trainingsprogramme spart das viel Zeit. Denn die Verantwortlichen erhalten einen soliden Entwurf, den sie entweder einfach freigeben oder nach ihren Wünschen verändern können. Dabei ist Verlass, dass die speziell für die Industrie entwickelten KI-Systeme ausschließlich mit einer relevanten und aktuellen Wissensbasis arbeiten – Halluzinieren ausgeschlossen. Das beschleunigt die Entwicklung und Überprüfung der Trainingsinhalte um ein Vielfaches. Zuständiges Personal wird spürbar entlastet und Betriebe unterstützen die Belegschaft effizient, sich kontinuierlich weiterzubilden.

Quick Win 3: Sprachbarrieren hinter sich lassen

Teams in der Industrie bestehen häufig aus Menschen mit vielen verschiedenen Muttersprachen und unterschiedlich guten Deutschkenntnissen. Daher müssen Betriebe sicherstellen, dass die Sprachbarriere keinen Einfluss auf die Qualität der Ausführung und den Arbeitsschutz hat. Auch hier leistet Künstliche Intelligenz praktische Dienste, indem sie Arbeitsanweisungen und Schulungsmaterialien schnell und präzise in ein anderes Idiom übersetzt.

Ein Beispiel verdeutlicht das: Ins Team kommt ein neuer Mitarbeiter, der Rumäne ist und bislang kaum Deutsch spricht. Alle Anweisungen, Schulungsmaterialien und Formulare, die der Neuzugang im Job benötigt, übersetzt die GenAI nach Bedarf und in kürzester Zeit. Dabei achtet sie darauf, dass die Fachterminologie korrekt beibehalten wird, und bettet die Übersetzung direkt in bestehende Layouts und digitale Abläufe ein. Nach einer kurzen Sichtkontrolle und ohne weitere Formatierung sind die lokalisierten Versionen binnen weniger Sekunden einsatzbereit.
Ebenso praktisch ist diese Funktion, wenn Formulare oder Dokumente aktualisiert werden, die in mehreren Sprachen vorliegen. Alle Mitarbeiter sind so stets verlässlich auf dem neuesten Stand – und das ohne maßgeblichen Zeit- oder Personalaufwand.
In Summe vermeidet das alles Missverständnisse und Fehler. Die Belegschaft agiert selbstsicherer und der Arbeitsschutz steigt. Nicht zuletzt verbessert sich in multinationalen Teams die Kollaboration auf Augenhöhe.

Fazit: So ebnen Connected-Worker-Lösungen den Weg zur papierlosen Fabrikhalle

Generative KI kann heute einige sehr zeitintensive Aufgaben im Digitalisierungsprozess übernehmen. Indem sie die ersten großen Hürden im Schnelldurchlauf meistert, verschafft sie Unternehmen einen klaren Zeitvorsprung und hebt die Motivation, sich dieser Herausforderung zu stellen. Speziell für die Industrie entwickelte KI-Copiloten gewährleisten dabei, dass die Richtigkeit und Genauigkeit gewahrt bleibt.
Das Ergebnis ist ein effizienterer und damit auch kostengünstigerer Wechsel zu fortschrittlichen Systemen. Mit diesen legen Industriebetriebe die wesentliche Basis für die Vernetzung von operativen Arbeitsabläufen in der Fabrikhalle und deren Integration mit anderen Unternehmens- und Analysesystemen. Beides ist Voraussetzung, um Wettbewerbsvorteile zu verstärken oder zu sichern.


Der Autor

Carsten Hunfeld ist Director EMEA bei Augmentir.