Die besonders sicheren Cloud-Angebote, die Microsoft zusammen mit der Telekom betreibt, werden nicht mehr verkauft. Bestandkunden können sie weiter nutzen, bekommen aber bis Ende des Jahres Migrationshilfen.
Cloud-Dienste wie MS Azure, MS Office 365 und MS Dynamics 365 bietet Microsoft künftig ausschließlich aus einem Netzwerk von selbst betriebenen Rechenzentren an. Die besonders abgesicherte Deutschland-Cloud, bei der die Telekom-Tochter T-Systems als Datentreuhänder fungiert, ist damit für Neukunden Geschichte. Bestandskunden können diese Dienste weiterhin nutzen, auch Sicherheits-Updates will Microsoft liefern.
Die Deutschland Cloud hatte Microsoft Ende 2015 vorgestellt, weil hiesige Unternehmen sich angesichts des von Edward Snowden aufgedeckten Abhörskandals um amerikanische und britische Geheimdienste reserviert zeigten, Daten und IT-Systeme in die Cloud zu verlagern. Zu den Rechenzentren hatten ausschließlich T-Systems-Mitarbeiter Zutritt, die als Datentreuhänder fungierten. Microsoft-Mitarbeiter wurden nur bei technischen Problemen stundenweise hinzugezogen. Microsoft selbst hatte keine Zugangsdaten und wäre daher nicht in der Lage gewesen, den Forderungen einer US-Behörde nach Herausgabe der Daten Folge zu leisten.
Preisaufschlag und schwierige Integration als Bremsklötze
Anfänglich zeigten die Unternehmen an diesem Modell großes Interesse, weil es die Chance versprach, sämtliche Bedenken in Sachen Datenschutz wegzuwischen. Im März dieses Jahres hatte das Handelsblatt allerdings von einer schleppenden Nachfrage berichtet. Die Deutschland Cloud lasse sich aufgrund der Abschottung sich nur schwierig mit internationalen Cloud-Angeboten integrieren. Ein weiterer Bremsklotz sei der Preisaufschlag in Höhe von 25 Prozent, der wegen der Datentreuhänderschaft entstehe.
Künftig will Microsoft die deutschen Cloud-Kunden ausschließlich aus den neuen Rechenzentren in Berlin und Frankfurt bedienen. „Wie bekennen uns zur Einhaltung der EU-Datenschutz-Grundverordnung für unsere Cloud-Dienste und haben entsprechende Regelungen in unsere vertraglichen Verpflichtungen aufgenommen“, berichtet Markus Nitschke, Director Microsoft Cloud Services Deutschland, in einem Blog-Beitrag. Kunden können demnach persönliche Daten korrigieren oder löschen lassen und Datenlecks überprüfen und melden, um die Datenschutzgesetze einzuhalten.
Die Deutsche Telekom, die nach eigener Aussage aktuell über ein Viertel der Kunden von MS Office 365 aus der Deutschland Cloud bedient, will diesen Support so lange wie möglich aufrecht erhalten, wie Heise Online berichtet. Zudem habe die Deutsche Telekom ein Service-Portfolio aufgebaut, das Kunden die Möglichkeit gibt, besonders abgesicherte Cloud-Umgebungen zu nutzen. Jürgen Frisch