Die Digitalisierung verändert den Alltag erheblich, auch die Gestaltung von Produkten und, damit einhergehend, den Geschäftsmodellen der Unternehmen. In diesem Zeitalter verkaufen führende Unternehmen zunehmend Leistung statt physischer Güter. Jedoch stellt die Dematerialisierung des Geschäftsmodells eine große Herausforderung dar, der sich Unternehmen auf unterschiedliche Weise nähern. Der vorliegende Artikel verspricht einen Überblick über die Archetypen der Digitalisierung und deren Strategien zur Transformation.
Die Digitalisierung wirkt sich auf alle Bereiche der Industrie aus und verändert Produkte, Business Modelle und die Wertschöpfungskette. Sie hat branchenübergreifend Einfluss auf Unternehmen weltweit. In den letzten Jahren haben die meisten Unternehmen bereits eine Digitalisierungsstrategie erarbeitet. Diese Strategie beinhaltet auch die zunehmende Nachfrage nach digitalisierten Produkten.
Ein Beispiel dafür liefern Adidas und Siemens, die gemeinsam den Sportschuh-Markt revolutionieren und dem Kunden einen Schuh als Personal-Trainer präsentieren. Nach einer eingehenden Analyse der Muskulatur und des Laufstils des Kunden, werden die erhobenen Daten genutzt, um mittels 3D-Druck einen individuellen, einzigartigen und perfekt angepassten Schuh für den Kunden herzustellen.
Produktinnovationen wie diese zeigen, dass es die Digitalisierung ermöglicht, Produkte näher am Kunden zu entwerfen, weiterzuentwickeln und innovative Produktideen zu realisieren. Der digitale Wandel lässt sich auch an anderen Produkten, wie Smartphones, erkennen, die längst nicht mehr nur ein Telefon und Nachrichtentool sind.
Das Potenzial einer Funktionserweiterung des Produkts durch eine virtuelle Leistung in Form einer Software, basierend auf Daten, haben Unternehmen daher längst als Geschäftsmodellerweiterung entdeckt. Die Entwicklung stellt jedoch während der Konzeptionierung eine Herausforderung dar, denn die smarten Produkte sollen hochqualitative Daten sowohl nutzen als auch sammeln. Die letztliche Nutzungsqualität der Daten hängt jedoch vom Anwendungsfall des Produktes ab. Dies führt dazu, dass inzwischen auf Verdacht Daten erhoben werden, obwohl deren Nutzen und Verwendung noch nicht festgestellt wurde. Von der gesammelten Datenmenge, die sich jährlich verdoppelt, werden jedoch weniger als 0,5 % analysiert. Durch die Digitalisierung soll nicht nur eine bessere Vernetzung von Daten erzielt werden, sondern auch eine Verbesserung und Ausweitung der Datenanalyse erreicht werden.
Um sich dem digitalen Wandel anschließen zu können, müssen Unternehmen bereit für Veränderung sein und Mut zur Transformation zeigen. Laut der 3DS-Studie lassen sich in Bezug auf die Transformationsbereitschaft vier verschiedene Unternehmens-Archetypen herauskristallisieren.
- 15% der Unternehmen nehmen zunächst eine abwartende Haltung ein und beobachten die Digitalisierungstrends ausführliche, ehe sie den Schritt der eignen Transformation wagen.
- 36% der Unternehmen gehörten zu den Mutigen, die den Trend als Chance aufgreifen und ohne genaue Anwendungsfokussierung Pilotprojekte starten.
- Die entgegengesetzte Strategie verfolgen die 27% Fokussierten, die in Form von Insellösungen isolierte Use-Cases aufbauen und später vernetzen.
- 9% verfolgen als Typ des Selbstbewussten den Trend mit einer Mischung aus Mut und Use-Case Fokus, sodass Pilotprojekte passend zu einer übergeordneten Strategie die Führung auf dem Markt der digitalen Transformation ermöglicht.
- 13% der Unternehmen befinden sich an der Schwelle zum Digital Leader, indem sie als Fokussierter Archetyp Kooperationen mit Unternehmen des selbstbewussten Archetyps eingehen.
Eine der größten Herausforderungen für die Wandlung zu einem Digitalen-Leader-Unternehmen ist zweifelsohne die Veränderung der Unternehmenskultur, was eine Transformation der bestehenden Geschäftsmodelle impliziert.
Die Autor:innen
Anne Bernardy und Mona Helmchen, Smart Systems Innovation Lab, Informationsmanagement, FIR e. V. an der RWTH Aachen