Cyber-Angriffe auf Unternehmen zeigen die Gefahr für die Wirtschaft. Eine Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe beleuchtet die Security-Trends. Von der SAP fordert die DSAG eine engere Zusammenarbeit und besser abgesicherte Systeme.
87 Prozent der befragten DSAG-Mitglieder wissen um allgemeine Vorgaben beziehungsweise eine Strategie zum Thema SAP-Sicherheit in ihren Unternehmen. Zudem haben innerhalb der vergangenen 12 Monate 55 Prozent der Befragten zusätzlich investiert, um ihre SAP-Systeme sicherer zu machen. 78 Prozent der Befragten hielten es für sinnvoll, wenn in Updates, neuen Releases und Services für die SAP-Systeme, entsprechende Sicherheitsbestandteile bereits standardmäßig aktiviert wären (Security by Default). „Es bedarf deutlich mehr Standards und Unterstützung in diesem sensiblen Bereich. Wir wünschen uns hier eine noch engere Zusammenarbeit mit SAP“, erläutert DSAG-Technologievorstand Ralf Peters.
An der Umfrage von Dezember 2017 bis Januar 2018 unter den Mitgliedern mehrerer DSAG-Arbeitskreise und -gruppen haben sich 177 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt. Aus der Schweiz haben sich 19 Unternehmen beteiligt, aus Österreich 13 Unternehmen.
Anwendervertreter fordern ein zentrales SAP-Security-Dashboard
So zwingend erforderlich Sicherheitskonzepte sind, ohne ein ordentliches Dashboard können sie kaum umgesetzt werden. Doch 72 Prozent der Befragten verwenden noch kein zentrales SAP-Security-Dashboard für die Übersicht über ihre Sicherheitseinstellungen. „Einige Anwender vertrauen dafür auf den SAP Solution Manager“, berichtet Dr. Alexander Ziesemer, Sprecher der Arbeitsgruppe SAP Security Vulnerability Management im Arbeitskreis Security. „Die primäre Aufgabe des SAP Solution Manager ist aus unserer Sicht jedoch nicht, die Funktionalitäten eines umfassenden Security-Dashboards abzubilden. Gemeinsam mit uns könnte die SAP einen Standard für ein komplementäres SAP-Security-Dashboard erarbeiten, um den Sicherheitsanforderungen besser gerecht zu werden.“
Netzwerke in Unternehmen müssen sicherer werden
In Bezug auf die Netzwerksicherheit haben 54 Prozent der Befragten ihre SAP-Server von anderen Netzen getrennt und geschützt. „Dieser Wert muss sich künftig deutlich erhöhen“, appelliert Ziesemer an die Unternehmen. „Wie die Zahlen zeigen, haben aktuell 46 Prozent der Unternehmen keine entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen.“ Über Konzepte zur Absicherung von Internet-of-Things-gestützten Prozessen verfügen derzeit 20 Prozent der Befragten. Auch hier sieht DSAG-Vorstand Ralf Peters noch Handlungsbedarf sowohl bei den Unternehmen als auch bei SAP: „Internet-of-Things-Vorhaben benötigen eine durchgängige Sicherheits-Architektur beziehungsweise entsprechende Steuerungs-Modelle. Zu beidem bedarf es entsprechender Lösungen.“
Cloud-Applikationen brauchen eigene Security-Konzepte
SAP-Initiative ist auch weiterhin bezüglich des Cloud-Computing gefordert. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) haben SAP-Systeme mit einer Cloud verbunden und rufen entsprechende Funktionalitäten direkt über das Internet ab. Große Einigkeit (87 Prozent) herrscht darüber, dass es für die Cloud-Lösungen anderer, spezieller Sicherheitsstrategien und -konzepte bedarf. Zudem sehen 81 Prozent eine sehr große bzw. große Herausforderung darin, die SAP-Cloud-Produkte in ihre eigenen Sicherheitskonzepte zu integrieren. „Daraus leiten wir die Forderung an SAP ab, dass weiter intensiv an der Sicherheit der Cloud-Produkte gearbeitet werden muss, etwa durch ein einheitliches, in die Prozesse integriertes Identitäts- und Berechtigungsmanagement“, fasst Ralf Peters den Sachverhalt zusammen.
In Sachen Sicherheit gilt die Cloud derzeit bei den Befragten als sekundäres Thema. „Als primär werden aktuell die Schnittstellen-Sicherheit, die SAP-Sicherheitsrichtlinien und Schulungen zur Sensibilisierung für das Thema über alle Unternehmensebenen hinweg eingestuft“, erläutert Ziesemer. „Sicherheits-Schulungen zu SAP-relevanten Inhalten stehen derzeit bei lediglich 12 Prozent der befragten Unternehmen auf der Agenda.“ Jürgen Frisch