Die IT- und die SAP-Budgets wachsen wieder, wenn auch nicht so stark wie noch im Vorjahr geplant. Auch bei der Migration auf S/4HANA kommen die Unternehmen voran. Das Optimieren bestehender Abläufe zieht weiterhin mehr Investitionen als innovative Business-Modelle.
Wieder im Aufwind: „Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr in den Unternehmen tiefe Spuren hinterlassen“, berichtet Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der deutschsprachigen SAP Anwendergruppe DSAG bei der Vorstellung der diesjährigen Investitionsumfrage. „Inzwischen macht sich wieder Optimismus breit, und das zeigt sich auch in wachsenden IT-Investitionen. Die Digitalisierung schreitet voran, und mit ihr auch die Migrationen auf SAP S/4HANA.“
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Wie der DSAG Investitionsreport zeigt, steigt das Budget für allgemeine Investitionen in die IT in diesem Jahr bei 39 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 46 Prozent. Bei knapp einem Drittel der Unternehmen liegt der Zuwachs zwischen 10 und 20 Prozent. 37 Prozent erwarten ein gleichbleibendes Budget. 18 Prozent gehen von sinkenden Werten aus. Bei 44 Prozent liegt der Rückgang zwischen 10 und 20 Prozent. Im Vergleich zur Sommerumfrage des vergangenen Jahres ist das eine Verbesserung: Damals gaben 20 Prozent der befragten SAP-Anwender an, dass sie einen Rückgang ihres IT-Budgets um über 20 Prozent erwarten.
Für die Investitionsumfrage hat die DSAG vom November 2020 bis Januar 2021 eine Online-Umfrage zu geplanten Investitionen für 2021 bei Anwenderunternehmen im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Teilgenommen daran haben 244 CIOs, Leiter von Competence Centern und Vertreter von DSAG-Mitgliedsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Knapp die Hälfte der Teilnehmer kommt aus Unternehmen mit einer Größe zwischen 500 bis 2.500 Mitarbeitern.
SAP-Investitionen wachsen langsamer als 2020
43 Prozent der Befragten wollen ihre SAP-Investitionen steigern. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zum Investitionsreport 2020, wo dieser Wert bei 49 Prozent lag. Sinken werden die Budgets für SAP bei 18 Prozent der Befragten. 2020 waren es 19 Prozent. Bei 35 Prozent bleiben die Investitionen gleich (2020: 32 Prozent). Im produzierenden Gewerbe steigt das Budget bei 47 Prozent (2020: 46 Prozent), bei Dienstleistern und im Handel bei 40 Prozent (2020: 47 Prozent) der Unternehmen. „Der Rückgang bei Dienstleistern und Händlern ist ein klares Indiz für die Auswirkungen der Corona-Krise“, erläutert Hungershausen.
Aufwärts geht es mit Investitionen in ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning/betriebliche Standardsoftware). Auf dem Vormarsch ist dabei SAP S/4HANA. 44 Prozent planen hohe und mittlere Investitionen in die On-Premise-Variante dieser Lösung. 25 Prozent planen derartige Investitionen in die SAP Business Suite. Im Vergleich zu 2020 entspricht das einem weiteren Rückgang um 10 Prozentpunkte bei den hohen und mittleren Investitionen in diese Lösung. Der Wert für S/4HANA On-Premise ist mit 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben. SAP S/4HANA Cloud hingegen ist erst für 12 Prozent ein Thema für hohe und mittlere Investitionen (2020: 8 Prozent). „Einige Unternehmen haben wohl noch immer Vorbehalte, sensible Firmendaten in die Cloud zu stellen“, ordnet Hungershausen dieses Ergebnis ein. „Die Skepsis speist sich wohl zum einen aus der europäischen Mentalität, zum anderen aber auch aus den strikten Vorgaben der EU-Datenschutz-Grundverordnung.“
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Die Migrationen auf SAP S/4HANA legen zu
Voran kommen auch die Migrationen auf SAP S/4HANA: 14 Prozent haben diese Lösung bereits im Einsatz (2020: 10 Prozent), weitere 10 Prozent (2020: 9 Prozent) planen den Umstieg für dieses Jahr. In den kommenden drei Jahren wollen 39 Prozent (2020: 40 Prozent) auf S/4HANA setzen. 13 Prozent der Befragten hat noch keine Entscheidung getroffen, das ist der gleiche Wert wie 2020. „Im vergangenen Jahr haben einige Unternehmen ihre Migrationsprojekte verzögert oder auch komplett auf Eis gelegt“, berichtet Hungershausen. Aktuell bremsten die Migrationspläne neben der wirtschaftlichen Unsicherheit auch Unklarheiten: „Bei der Abgrenzung der On-Premise-Lösungen zur Cloud-Variante und bei deren reibungsloser Integration mit weiterer Software hat die SAP aus unserer Sicht noch Potenzial nach oben. Gleiches gilt für die End-to-End-Orchestrierung der Funktionen.“
Erstmals abgefragt hat die DSAG in der diesjährigen Investitionsumfrage die Lizenzstrategie der Unternehmen beim Umstieg auf SAP S/4HANA. 22 Prozent der Befragten gaben an, in ihrem bestehenden Lizenzmodell zu bleiben, also eine Product-Conversion durchzuführen. 12 Prozent wollen zunächst im bestehenden Lizenzmodell bleiben und zu einem späteren Zeitpunkt per Contract-Conversion in das SAP S/4HANA-Lizenzmodell wechseln. 13 Prozent wechseln direkt. 39 Prozent haben bezüglich des Umstiegs noch keine Entscheidung getroffen. „Beim Wechsel in die SAP-S/4HANA-Welt verändert sich die Produkt- und Lizenzmetrik“, erläutert Hungershausen. „Viele Unternehmen sind in dieser Entscheidung noch unsicher. Da bei einer Lizenzkonvertierung mehrere Herausforderungen zu bewältigen sind, wäre hier aus unserer Sicht eine höhere Flexibilität wünschenswert.“
Verhaltene Nachfrage bei SAPs Cloud-Lösungen
Die Investitionen der Unternehmen in die Cloud-Lösungen der SAP halten sich bislang in einem überschaubaren Rahmen. Hohe und mittlere Investitionen planen 14 Prozent der Verantwortlichen in SAP Analytics Cloud (2020: 13 Prozent). Bei SAP SuccessFactors liegt dieser Wert bei 15 Prozent (2020: 14 Prozent), SAP Customer Experience kommt auf 8 Prozent (2020: 11 Prozent). Es folgen SAP Ariba und SAP Integrated Business Planning mit jeweils 8 Prozent und SAP Concur mit 6 Prozent. Das Schlusslicht bilden die SAP Industry Cloud (2 Prozent), SAP Qualtrics (2 Prozent) und SAP Fieldglass (1 Prozent). „Analysefähigkeiten, um schnell aussagekräftige Auswertungen aus allen relevanten Bereichen zu erstellen, sind in unsicheren Zeiten ein hohes Gut“, begründet Hungershausen den Spitzenplatz von SAP Analytics Cloud.“ Die Quote von 15 Prozent für SAP SuccessFactors könne ein Indiz dafür sein, dass einige Unternehmen mit dem Umstieg noch warten. „Ab 2022 lässt sich die Personalwesen-Lösung SAP Human Capital Management auch integriert in SAP S/4HANA betreiben“, berichtet der DSAG-Chef. „Manch ein Unternehmen will daher wohl nicht direkt zu einer Cloud-Lösung wechseln.“
Ausbaufähig ist aus Sicht der DSAG die Stellung der Applikationsplattformen als Platform-as-a-Service in den Unternehmen. Microsoft Azure liegt mit 27 Prozent bei den hohen und mittleren Investitionen (2020: 24 Prozent) klar vor der SAP Business Technology Platform mit 17 Prozent (2020: 14 Prozent) und anderen Platform-as-a-Service-Anbietern mit 6 Prozent (2020: 8 Prozent).
Insgesamt nimmt die Digitalisierung Fahrt auf
Was die Fortschritte der Unternehmen bei der Digitalisierung betrifft, sehen sich 41 Prozent der Unternehmen als ‚weit‘ oder sogar ‚sehr weit‘. Das sind 9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Befragt nach der Relevanz von Investitionen in einzelnen Bereichen, planen 63 Prozent hohe und mittlere Investitionen in die Effizienzsteigerung bestehender Prozesse. Im Sommer zur DSAGLIVE-Umfrage hatten 72 Prozent der Befragten hier Handlungsbedarf gesehen. Auf dem zweiten Platz folgt mit 47 Prozent die Schaffung von Informationstransparenz (DSAGLIVE: 28 Prozent). Das Flexibilisieren der Beziehungen von Kunden und Partnern ist 26 Prozent der Befragten hohe und mittlere Investitionen wert (DSAGLIVE: 24 Prozent). In die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und Services wollen 34 Prozent (DSAGLIVE: 36 Prozent) hohe und mittlere Investitionen tätigen. „Noch immer optimieren zwei Drittel der Unternehmen lieber ihre bestehenden Abläufe, anstatt innovativ neue Szenarien aufzusetzen“, erläutert Hungershausen. „Bei den Innovationsthemen belegen Big Data/Data-Intelligence und Cloud-Computing unverändert die ersten beiden Plätze. Auf dem dritten Rang hat Robotic-Process-Automation die Künstliche Intelligenz abgelöst.“ Jürgen Frisch
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