Vom ersten Kick-off bis zum Go-Live eines E-Commerce-Shops können Monate oder sogar Jahre vergehen. Umfang und Komplexität des Geschäftsfeldes sind nicht die einzigen Hemmnisse. Sana Commerce erläutert sechs typische Zeitfallen.
1. Entscheidungsprozesse beschleunigen: Konsens ist zu wenig – Technikverständnis fördern
Für E-Commerce-Projekte gehören erstmal alle Unternehmensbereiche an einen Tisch. Oft wird dabei allerdings nur strategischer Konsens gefunden. Das ist zu wenig. Es sollte ein grundlegendes Technikverständnis für Webshops geschaffen wird – etwa zu Fragen wie: welche Konsequenzen haben unterschiedliche Plattformen und Bereitstellungsmodelle, wie beeinflussen Geschäftsprozesse und Datenhaltung die Funktionen im Webshop und welche bestehenden Unternehmenssysteme vom E-Commerce-Projekt betroffen sind. Das Herz von E-Commerce sind Business-Logik und Daten, und daher spielt das ERP-System (Enterprise Resource Planning) eine zentrale Rolle. ERP-Verantwortliche müssen folglich von Anfang an eng involviert sein. Ähnliches gilt für Fachabteilungen wie etwa die Finanzbuchhaltung, die häufig viel zu spät eingebunden werden.
2. Je besser die Vorbereitung, um so kürzer die Projektdauer: Dokumentationen vom Software-Anbieter beherzigen
Dieser Tipp klingt banal, wird aber dennoch oft vernachlässigt. Das genaue Studium der Dokumentation bringt mehrere Vorteile. Es hilft, den Arbeits- und Kostenaufwand bis zum Go-Live realistisch zu kalkulieren, die Standardfunktionen auszureizen und so individuelle Programmierungen auf ein Minimum zu begrenzen. Zudem lässt sich in einer guten Vorbereitung klären, was inhouse umgesetzt werden kann und was externe Dienstleistern übernehmen.
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3. Arbeit im Fluss: Bloße Koordination ist zu wenig – es braucht Projektmanagement mit allen Tugenden
Unabhängig von der Methodik sollten E-Commerce-Vorhaben mit allen Kniffen des Projektmanagements gesteuert werden. Nur dann wissen die externen und internen Akteure, was sie wann zu tun haben, was wovon abhängig ist, und zu welchem Zeitpunkt eine Frage entschieden sein muss. Allzu oft stockt ein E-Commerce-Projekt, weil Beteiligte zu spät informiert oder mit unrealistischen Vorgaben konfrontiert werden. Gutes Projektmanagement mit entsprechender Dokumentation hilft auch dann, wenn es zu Unterbrechungen kommt. Bei einem Neustart sind dann alle Beteiligten schnell wieder auf dem aktuellen Stand. Bereits erfolgte Arbeiten und Anpassungen sowie getroffene Entscheidungen lassen sich mit wenig Aufwand nachvollziehen.
4. Fehler früh erkennen: Testen – regelmäßig und mit System
Sich mal eben durch den Webshop durchklicken genügt nicht. Ratsam ist es, vorab durchdachte, spezifische Testszenarien mit klaren Anforderungen durchzuführen, bestenfalls von unterschiedlichen Fachbereichen und ausgewählten Kunden als Tester. Dies hilft, frühzeitig Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, nötige Anpassungen vorzunehmen und Doppelarbeit zu vermeiden.
5. Vom Leichten ins Schwere: Standards ausreizen – Customizing reduzieren
Die Wunschliste der Funktionalitäten wird im Laufe eines E-Commerce-Projekts immer länger. Das ist verständlich, aber tückisch. Zeit- und Kostenvorteile hat, wer für seinen Webshop zunächst die Standardfunktionalitäten der Lösung ausreizt und erst anschließend mit etwas Erfahrung und anhand von Kunden-Feedback entscheidet, welche Zusatzfunktionen tatsächlich einen spürbaren Mehrwert liefern. Daran entscheidet sich der Umfang des Customizings.
6. Nicht in Schönheit sterben: Klarheit über den Go-Live Scope – Pragmatismus statt Perfektion
Der natürliche Hang zum „dann machen wir auch gleich…“ mit perfektionistischen Zügen hat schon so manchen Go-Live Termin um Monate verschoben, bereits erledigte Grundsatzfragen neu aufgeworfen und Frustrationsgrenzen ausgereizt. Es sollte daher vorher klar definiert sein, was der Webshop zum Start vorweisen muss und was im ersten Schritt entbehrlich ist. ‚Minimum Viable Product‘ lautet das Stichwort dazu. Dieser Pragmatismus ist wichtig für eine zügige und gesunde E-Commerce-Entwicklung – verbunden mit einer Projektleitung, die das auch durchzusetzen weiß.
Die beschriebenen sechs Maßnahmen für eine beschleunigte Umsetzung von integrierten Webshops gelten unabhängig von der Projektmethodik – ob Agile, Kanban, Wasserfall oder Mischformen. Insgesamt gilt: Je zügiger ein E-Commerce-Projekt mit greifbaren Ergebnissen gelingt, umso höher ist die Motivation mit einem guten Team-Spirit, der vieles erleichtert und die weitere Entwicklung im Online-Handel beflügelt. jf
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Die Autorin
Melanie Volkmann hat als Projekt Managerin von Sana Commerce zahlreiche E-Commerce-Projekte bei mittelständischen Unternehmen begleitet.