Für die erfolgreiche Digitalisierung benötigen Unternehmen eine agile IT-Abteilung, die auf Basis eines DevOps-Modells arbeitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine IDC-Studie. Auf dem Weg dahin sollten die Verantwortlichen einige Schritte beachten.
Der Begriff DevOps beschreibt einen Verbesserungsansatz für Prozesse aus der Softwareentwicklung und der Systemadministration. Er koppelt die Wörter Development (Entwicklung) und Operations (IT-Betrieb). Gemeinsame Prozesse und Software-Werkzeuge sollen die Zusammenarbeit von Development, Operations und Qualitätssicherung verbessern. Aktuell nutzen beinahe vier von fünf Unternehmen DevOps, viele weitere planen den Einsatz in naher Zukunft. Das zeigt die IDC-Studie „DevOps in Deutschland 2020″.
Das DevOps-Modell kombiniert Prozesse, Methoden und Werkzeuge, mit denen Unternehmen Anwendungen und Services schnell und einfach bereitstellen können. Wesentlich sind dabei unter anderem Cloud-Nativität, Agilität und Automatisierung. Laut den IDC-Prognosen wird die Verwendung von Cloud-nativen Werkzeugen und Applikationen, Microservices und Containern zunehmen. So sollen bereits 2024 rund 80 Prozent aller neu entwickelten Applikationen über Container bereitgestellt werden. Zudem werden in absehbarer Zeit Machine Learning und Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung und dem Deployment von Applikationen eingesetzt.
Für die Studie „DevOps in Deutschland 2020: Erfolgreiche Business Transformation mit agiler IT, Microservices und DevOps“ hat IDC im Oktober und November 2019 insgesamt 205 IT-Entscheider und -Spezialisten aus Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern in Deutschland befragt. Die Studie gibt einen Einblick in die DevOps-Praxis in Deutschland und analysiert die Umsetzungspläne, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bei der Nutzung der dazugehörigen Prozesse.
Kultureller Wandel als Herausforderung
Beim Einführen von DevOps stehen Unternehmen vor einigen organisatorischen Herausforderungen. Neben dem kulturellen Wandel im Unternehmen, der unter anderem Änderungen der Verantwortlichkeiten und damit der Führungsaufgaben sowie ein Assessment der Fehlerkultur mit sich bringt, verändert sich auch das Vorgehen in der IT. Entwicklungs- und Deployment-Prozesse werden komplett neu geordnet, die Produkt- und Applikationsentwicklung findet in kürzeren und schnelleren Iterationen statt, es wird nicht mehr streng sequentiell gearbeitet und Gruppen, die eigentlich erst später oder gar nicht einbezogen worden wären, sind von Anfang an involviert.
Aus Sicht von Consol sind bei der Umsetzung von DevOps die folgenden fünf Schritte entscheidend:
1. Vor dem Projektstart sollte eine klare Bestandsaufnahme der Ist-Situation erfolgen. Zudem sollte der Einsatz von DevOps auf seine Vor- und Nachteile geprüft werden. DevOps ist kein Allheilmittel.
2. Die Projektwerkzeuge und der initiale DevOps-Technologie-Stack müssen definiert werden. Die bisherigen Erfahrungen mit DevOps zeigen, dass Security – unter anderem durch die Verlagerung der IT in die Cloud – an Bedeutung gewinnt. Dies gelingt, wenn diese von Anfang an in die Anwendungsentwicklung integriert wird. Für schnelle Iterationen und die dafür notwendige Qualitätssicherung sind darüber hinaus ein tiefes Verständnis der Business-Prozesse und automatisierte Tests im Rahmen von Continuous Integration und Continuous Delivery entscheidend.
3. Der Schulungsbedarf der Mitarbeiter gehört auf den Prüfstand: Bei einem Shift hin zu DevOps dürfte ein Skill-Gap bezüglich agiler Methoden, Cloud-Plattformen, End-to-End-Automatisierung und Künstlicher Intelligenz existieren. Auch die Entwicklung einer DevOps-Kultur muss das Unternehmen angehen.
4. Ein schlagkräftiges, cross-funktionales Team einschließlich festgelegter Zuständigkeiten sollte zusammengestellt werden. Dafür sollten möglichst alle Stakeholder einbezogen werden: Entwickler, Operations, Security, Business-Nutzer der Anwendungen und das Management.
5. Die Dokumentation und vor allem Kommunikation der Ergebnisse ist wichtig. Bei der Auswahl von validen Schlüsselkennzahlen sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht nur IT-fokussiert, sondern teamübergreifend anwendbar sind. Nur so lassen sich DevOps-Erfolge zusammen mit dem Nutzen für das Business messen.
Die Stakeholder üben den Schulterschluss
„DevOps perfektioniert das Konzept der agilen Softwareentwicklung oder geht zumindest einen Schritt weiter“, erklärt Dr. Christoph Ehlers, Principal Software Engineer bei Consol. „Die Teams arbeiten im Schulterschluss und tauschen sich von Anfang an darüber aus, was Dev für Ops leisten kann und was Ops von Dev braucht, um anschließend mit dem Softwareprodukt in einen stabilen Produktivbetrieb zu gehen“. Das Automatisieren von Prozessen während der Anwendungsentwicklung sei ein weiteres DevOps-Merkmal. Mit Hilfe von Continuous Integration und Continuous Delivery ließen sich Entwicklungszyklen automatisieren, um die Produktauslieferung zu beschleunigen. Idealerweise gebe es ein gemischtes DevOps-Team, um interdisziplinäre Workflows zu gewährleisten. Gleichzeitig ziele DevOps darauf ab, sämtliche Stakeholder eines Projekts von Anfang an einzubinden. Neben Dev und Ops zählten dazu Testing, Quality Assurance, Security und selbstverständlich der Kunde.
Die IDC-Studie zeigt auf, wie wichtig ein Wandel der IT- und Unternehmenskultur für die erfolgreiche Umsetzung eines DevOps-Modells ist. Als größte Schwierigkeit nennen die befragten Unternehmen die IT-Kultur und das Beharrungsvermögen (34 Prozent), gefolgt von der Integration von Anwendungsentwicklung und IT-Operations (33 Prozent), Reife der Tools und Anwendungen (29 Prozent) sowie dem Festlegen und Beschließen gemeinsamer Schlüsselkennzahlen (27 Prozent).
Aktuell sind 22 Prozent der Applikationen in den für die IDC-Studie befragten Unternehmen Cloud-nativ. Fast ein Drittel der Verantwortlichen verfolgt Initiativen für die Nutzung von Cloud-nativen Applikationen in der kompletten Anwendungsentwicklung – in den kommenden 24 Monaten soll sich dieser Anteil sogar verdoppeln. Ähnlich verhält es sich mit Microservices: 46 Prozent der Unternehmen nutzen diese Variante zur Modernisierung ihrer Applikationen. Knapp die Hälfte erneuert momentan bestehende Anwendungen, indem sie diese per Container in Cloud-Umgebungen migriert, weitere 27 Prozent wollen sich in den kommenden zwölf Monaten auf Container konzentrieren.
Prozessautomatisierung liegt im Fokus
Eine unmittelbare Folge von DevOps und Cloud-nativen Applikationen ist es, möglichst viele Prozesse von der Entwicklung über die Bereitstellung bis zum Betrieb zu automatisieren. Damit rücken die Themen Continuous Integration und Continuous Delivery ins Blickfeld. Fast ein Viertel der Unternehmen hat hier moderne Lösungen implementiert und das Deployment und sämtliche Testfunktionen automatisiert, teilweise sogar schon eine automatisierte kontinuierliche Integration inklusive Build-and-Release-Management. Zudem favorisieren 22 Prozent der Befragten dieses Thema bei ihren Investitionen in den kommenden 24 Monaten.
„Das Potenzial von DevOps im Kontext von Containern, Microservices-Architekturen, Multi-Cloud-Deployments, End-to-End-Automatisierung und Continuous Delivery haben Unternehmen inzwischen erkannt“, erläutert Ehlers. „Agile Softwareentwicklung und DevOps definieren eine neue Art von Teamkultur, von Kollaboration sowie Fehlertoleranz und transformieren damit ganze Unternehmenskulturen. Die wiederum können wirtschaftlicher, effizienter und ergebnissicherer arbeiten.“
Weitere Informationen finden sich m Executive Briefing: „DevOps in Deutschland 2020“, das kostenlos zum Download zur Verfügung steht. Jürgen Frisch