Während viele IT-Manager Industrie 4.0 auf ihre To-do-Liste für 2017 setzen, planen sie weder Zeit noch Budget für ein Audit ihres Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Systems ein. Wer seine ERP-Hausaufgaben aber nicht gemacht hat, wird in der Industrie 4.0-Prüfung scheitern.

ALS ICH  kürzlich einen meiner „Altkunden“ routinemäßig anrief, um zu fragen ob ich ihm bei einer Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Auswahl helfen darf, bekam ich die Antwort: „Nein danke, wir haben derzeit ein Dokumenten-Management-Projekt (DMS) Projekt.“ Darauf antwortet ich: „… und das ERP aus 1987, dass damals noch ich programmiert habe?“ Der Altkunde: „Das ist selbstverständlich zu integrieren und steht nicht zur Disposition!“.
Wie gibt es das? Jetzt könnte ich behaupten, dass meine damaligen Kollegen und ich so eine sensationell gute Software entwickelt haben. Die Wahrheit liegt wohl eher darin begründet, dass dieses Unternehmen über all die Jahre eng mit seinem Lieferanten zusammengearbeitet hat.

Hohe Systemkomplexität steht Erneuerung im Weg

Dass das obige Beispiel bei Systemen aus den 1980er Jahren eher die Ausnahme bildet, liegt auch daran, dass die auch durch höhere Rechnerleistungen ermöglichte redundanzfreie Datenhaltung und Echtzeitbuchung aller Transaktionen, das Risiko eines Systemwechsels nicht linear, sondern exponentiell ansteigen lässt. Das heißt: Je höher die Komplexität, desto mehr scheuen IT-Verantwortliche davor zurück, auch nur Teile des Systems zu ersetzen. Das betriebswirtschaftliche Rückgrat des Unternehmens, den ERP-Kern, rühren sie am liebsten gar nicht an.

Never touch a running system

Viele von ihnen sind sogar so ängstlich, dass sie über Jahre keine Release-Wechsel durchführen und damit auf eine technologisch und funktional verbesserte Lösung verzichten. So verständlich es ist, dass man das Kernsystem nicht verändern möchte, umso schwerer lässt sich begreifen, dass IT-Veranwortliche die laufende Wartung des wertvollen Systems vernachlässigt wird. „Woher kennen Sie uns so genau?“, kommentieren viele IT-Verantwortliche mit ironischer Mimik meine Erfahrung in Projekten, die ich wie folgt formuliere: „Oft findet man Kunden und Artikelstämme noch in privaten Verzeichnissen auf dem Laufwerk C in Excel-Dateien“.

ERP-Audit – Standortfreigabe

So genau kann ich die IT-Verantwortlichen beim Erstgespräch natürlich nicht kennen. Und dass auch viele andere Unternehmen ähnliche Probleme haben, stellt eine gute Ausgangssituation dar, um einen Sesselkreis zu bilden. Gemeinsames Leiden macht aber noch nichts besser. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Ich empfehle deshalb: Machen Sie die „Standortfreigabe“ für ihre ERP-Landschaft.

ERP-Standortbestimmung

Getan? Wie stellen Sie nun möglichst effizient fest, wie es um ihr derzeitiges ERP-System steht? Die Antwort darauf ist sehr einfach: Mit dem ERP-Audit und  externer Begleitung haben Sie in sehr kurzer Zeit und mit überschaubarem Aufwand einen guten Überblick darüber:

  1. Welche Systeme NEBEN dem ERP verwendet werden.
  2. Wie gut die Prozesse unterstützt werden und ob auch die Richtigen und Wichtigen gut unterstützt sind.
  3. Ob und in welchen Bereichen vielleicht Nachschulungsbedarf vorhanden ist.
  4. Welche Lücken es in der Unterstützung der Prozesse gibt.
  5. Und eine Sammlung von Vorschlägen Ihrer Mitarbeiter rund um die Geschäftsprozesse.

ERP-Routenplanung / Roadmap

Alle gesammelten Informationen zu den oben genannten Punten werden gemeinsam kategorisiert, Handlungsfelder abgeleitet, Quick-Wins definiert sowie mit Prioritäten und Umsetzungsterminen versehen. Wichtig für die Mitarbeiter ist es dann, diese auch zügig und nachvollziehbar umzusetzen. Die Routenplanung/Roadmap enthält auch die fortlaufende Analyse, ob das Projekt auf Kurs bleibt. Falls nein, bedarf es einer Rückmeldung um gegensteuern zu können.

Industrie 4.0 bedingt modernes ERP-System

Hört sich alles gut an, aber Sie haben keine Zeit für einen ERP-Audit, weil Sie gerade Industrie 4.0-Technologie einführen? Dann bedenken Sie, ERP-Systeme werden durch das Internet of Things nicht ersetzt. Ganz im Gegenteil: Ein gut funktionierendes ERP-System und eine umgesetzte IT-Security-Strategie bilden die notwendige Basis um Industrie 4.0 im Unternehmen zu ermöglichen. Denn letztlich werden sich viele – wenn nicht alle –  von Industrie-4.0-Technologien generierten Transaktionen im ERP niederschlagen. Industrie 4.0 Projekte zu starten ohne die ERP Hausaufgaben gemacht zu haben, kann deshalb nach Hinten losgehen.
Michael Schober*/hei


michael-schober Michael Schober* leitet das Trovarit-Büro in Wien und ist: Der ERP-Tuner

Leserbriefe bitte an: Michael.Schober@trovarit.com


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