Der Non-Profit-Sektor trägt mit 3,7 Millionen Beschäftigten knapp über 4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei – so viel wie die deutsche Autoindustrie. Wie dieser Wirtschaftszweig digital aufgestellt ist, untersucht der DIGITAL-REPORT 2020.

Der Non-Profit-Sektor ist einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland – und trotzdem steht er in Sachen Digitalisierung selten im Mittelpunkt. Das will der DIGITAL-REPORT 2020 ändern: Die aktuell größte Erhebung in Deutschland zur Digitalisierung im gemeinnützigen Sektor zeigt, wie deutsche Vereine in Sachen IT aufgestellt sind. Rund 5.000 deutsche Non-Profit-Organisationen (NPO) gaben außerdem Auskunft darüber, welche IT-Investitionen sie planen und in welchen digitalen Zukunftstechnologien sie die größten Potentiale sehen.

Digitalisierung als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit

Der Non-Profit-Sektor, auch gemeinnütziger Sektor genannt, trägt mit 3,7 Millionen Beschäftigten 4,1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei – so viel wie die deutsche Autoindustrie. Digitalisierung wird auch hier als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit angesehen, wenn auch die Ausgangslage in vielen Fällen noch rudimentär ist. Aktuell betreiben 96 Prozent aller NPOs eine eigene Website. 85 Prozent nutzen Anti-Viren-Software, 74 Prozent Lösungen für die Mitgliederverwaltung und 65 Prozent webbasierte E-Maildienste. Auch Speziallösungen für die Generierung von Spenden sind im Einsatz, wenn auch deutlich seltener: Tools für Crowdfunding nutzen 14 Prozent, Fundraising-Software nur 11 Prozent der NPOs.

Im Laufe des aktuellen Jahres wollen 4 von 10 der befragten Non-Profit-Organisationen (38 Prozent) ihr IT-Budget erhöhen. Konkret streben drei Viertel aller befragten NPOs Investitionen in Software-Lösungen an. 11 Prozent davon planen sogar hohe oder sehr hohe Investitionen. 46 Prozent der Organisationen beabsichtigen außerdem, IT-Schulungen zu finanzieren. Ein Drittel der Organisationen wollen in externe Dienstleister und Personal investieren.


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Potential von Zukunftstechnologien

Der Non-Profit-Sektor nutzt zunehmend Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, Cloud-Computing oder Virtual Reality. Derzeit hat etwa jede dritte (34 Prozent) NPO mindestens eine dieser Technologien im Einsatz.

Die Frage, welche Zukunftstechnologien in den Augen der Studienteilnehmer ein großes oder sehr großes Potential haben, ergab folgendes Ranking:

  1. Cloud-Computing (41 Prozent)
  2. Virtual Reality/Augmented Reality (15 Prozent)
  3. Künstliche Intelligenz (12 Prozent)
  4. 3D-Druck und Internet of Things (jeweils 11 Prozent)
  5. Chatbots (8 Prozent)
  6. Blockchain (4 Prozent)

Dynamisches Wachstum von Cloud-Lösungen erwartet

Besonders groß ist das Vertrauen in Cloud-Lösungen – 61 Prozent der befragten NPOs nutzen sie. Aktuell setzen 9 von 10 Organisationen Cloud-Lösungen für das Teilen von Dokumenten ein, 59 Prozent für die Datensicherung und 45 Prozent nutzen cloudbasierte E-Mail-Programme.

Bis Ende 2021 wollen NPOs massiv in diese Technologie investieren. Entsprechend prognostizieren die befragten NPOs einen deutlichen Rückgang von On-Premise-Lösungen: Aktuell werden sie noch von knapp der Hälfte der Organisationen genutzt. Bis Ende 2021 wird sich der Anteil auf 24 Prozent halbieren.

Das Potential von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sowie Künstlicher Intelligenz (KI) wird aktuell noch zurückhaltend eingeschätzt. Vereinzelt sind sie bereits im Einsatz, vor allem bei sogenannten Social Start-ups, da diese einen überdurchschnittlichen digitalen Reifegrad besitzen. Die Initiatoren des DIGITAL-REPORT 2020 rechnen damit, dass die Nachfrage nach Lösungen rund um VR, AR und KI in den nächsten drei bis fünf Jahren stark zunehmen wird.

Best Practices: So nutzen Social Start-ups die Zukunftstechnologien

Neben klassischen Non-Profits wie Vereinen und Stiftungen gibt es immer mehr Social Start-ups, die wie klassische Start-ups aufgebaut, aber nicht gewinnorientiert sind. Laut DIGITAL-REPORT 2020 steht bei elf Prozent der Social Start-ups eine digitale Anwendung im Zentrum ihrer Aktivitäten oder bildet sogar den Startpunkt ihrer Gründung.

Ein Beispiel dafür ist Circular Tree aus Berlin: Das Social Start-up nutzt die Vorteile der Blockchain-Technologie, um damit Arbeitsbedingungen, Umweltstandards und den CO2-Fußabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts nachzuverfolgen und zu verbessern. Künstliche Intelligenz ist die Technologie der Wahl von Apic.ai: Das Social Start-up aus Karlsruhe setzt sich für Biodiversität und gegen das Bienen- und Insektensterben ein. Das Deutsche Rote Kreuz Herford-Stadt e.V. nutzt im Rahmen des Projekts „Day Care Tech“ Virtual-Reality-Technologien, um für Menschen mit Behinderungen Teilhabe und virtuelle Barrierefreiheit zu schaffen.

 Digitalisierung verbessert Arbeit und Wirkung von Non-Profits

Der DIGITAL-REPORT 2020 wurde initiiert und herausgegeben von Haus des Stiftens und gefördert vom Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat. Clemens Frede, Geschäftsführer von Haus des Stiftens, begrüßt die Orientierung des gemeinnützigen Sektors hin zu Zukunftstechnologien. „Immer mehr Non-Profits sehen Digitalisierung nicht nur als Mittel zur Arbeitserleichterung, sondern nutzen sie, um damit ihre Arbeit und Wirkung zu verbessern. Haus des Stiftens bemüht sich seit vielen Jahren, den Non-Profit-Sektor bei der Digitalisierung zu unterstützen. Wir freuen uns, dass der DIGITAL-REPORT 2020 nun die Früchte unserer Arbeit zeigt.“


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