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ERP-Studie: Gewinner und Verlierer bei Anwenderzufriedenheit

Welche Erfahrungen durchleben Anwender während der Implementierung und Betrieb und wie zufrieden sind sie mit der eingesetzten Software und dem Wartungspartner? Die aktuelle Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“ zeigt ein differenziertes Bild. Wer die Gewinner und wer die Verlierer sind, gibt IT-Entscheidern Hinweise für Software-Auswahl.

„Schlanke“ ERP-Lösungen, ausgesprochene Branchenlösungen und/oder Lösungen kleinerer Anbieter mit verhältnismäßig kleinem

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Gewinner und Verlierer der Anwenderbefragung ERP-Praxis 2016/2017. © Trovarit

 

Kundenstamm schneiden tendenziell besser ab, wenn Anwender die Zufriedenheit mit dem eingesetzten System bewerten. Gründe hierfür sind beispielsweise die geringere Komplexität der oft funktional beziehungsweise. branchenbezogen klar fokussierten Systeme, die enge und intakte Beziehung mit einer überschaubaren Kundenbasis sowie die Tatsache, dass die Installationen häufig auf aktuellem Release-Stand sind und dadurch meist über eine bessere Oberflächenergonomie beziehungsweise Benutzerführung verfügen. Die Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“ ermittelte die Auf- und Absteiger unter den Anbietern hinsichtlich der Zufriedenheit der Anwender ihres ERP-Systems.

Die Aufsteiger unter den ERP-Anbietern verbesserten Benutzeroberfläche und Betreuung.

IFS Applications legt deutlich zu

Wie der Phönix aus der Asche stieg IFS Applications im Verlauf der letzten zwei Jahre auf der Zufriedenheitsskala nach oben. Nachdem die Positionierung 2014 durchaus noch Luft nach oben aufwies, verzeichnet die Software auf breiter Front Verbesserungen, insbesondere bei Ergonomie, Release-Fähigkeit und Anpassbarkeit & Flexibilität.
IFS Applications 9 verspricht mit einer völlig neuen Benutzeroberfläche, Auswertemöglichkeiten und mobilen Anwendungsszenarien eine sich weiter verbessernde Bewertung. Hinzu kommen spürbar besser Noten für die Betreuung der ERP-Kunden.

Im Hinblick auf die Dienstleistungen fallen insbesondere deutliche Verbesserungen bei der Beratung zur Einsatzoptimierung beim Schulungs- & Informationsangebot sowie beim Ansprechpartner auf. Offenbar erntet IFS hier die Früchte weitreichender organisatorischer Umstellungen, in deren Zuge der ERP-Anbieter die Betreuung des Kundenstamms deutlich aufgewertet hat.

MAJESTY fügt Krone neuen Stein hinzu

MAJESTY, die Branchenlösung, die vor allem im Bereich der Elektro- und Medizintechnik zu Hause ist, schneidet bei der Zufriedenheitsstudie seit Jahren deutlich überdurchschnittlich ab. 2016 verzeichnet die Software nochmals Verbesserungen. Dazu tragen Fortschritte bei der mobilen Einsetzbarkeit, der Stabilität und der Funktionalität besonders bei. Die Steigerungen auf der Dienstleistungsseite sind offenbar einer deutlich besseren Betreuung durch den „Ansprechpartner“ zuzuschreiben.

GUS OS verbessert Ergonomie

Auch GUS OS, eine Branchenlösung für die Prozessindustrie (Chemie, Pharma und Nahrungsmittel) schneidet 2016 aufgrund deutlicher Verbesserungen in der „Ergonomie“ sowie bei der „Anpassbarkeit“ deutlich besser ab. Dirk Bingler, Sprecher der Geschäftsführung der GUS Group, führt dies auf die rollenbasierte Benutzerführung in Verbindung mit einer Web-Oberfläche zurück, deren Bedienung stark an Elemente aus der gewohnten Office-Umgebung angelehnt ist.

Absteiger unter den ERP-Anbietern weisen Licht und Schatten auf.

Infor ERP Expert zieht schwache Releasefähigkeit nach unten

Am Beispiel der auf die Belange größerer Automobilzulieferer zugeschnittenen Lösung Infor ERP Expert zeigt sich der Einfluss von Installationsgröße und Release-Alter recht deutlich. Die im Zuge der Studie bewerteten Installationen wurden durchschnittlich vor knapp 6 Jahren letztmalig per Release-Wechsel modernisiert. Der Bestand ist damit im Vergleich zur letzten Studie 2014 – erneut – deutlich gealtert. Entsprechend wird die Release-Fähigkeit nochmals schwächer bewertet. Möglicherweise als Folge daraus schneidet die Lösung auch in Punkto Schnittstellen spürbar schwächer ab. Technologiebezogene Aspekte wie Ergonomie, Anpassbarkeit und Formulare & Auswertungen schneiden ebenso weit unterdurchschnittlich ab. Im Vergleich zum Marktdurchschnitt positiv eingestuft werden dagegen die Performance und Stabilität der Software.

Das spürbar schlechtere Abschneiden des Anbieters insgesamt lässt sich nur zum Teil mit der gesunkenen Zufriedenheit bei einzelnen Leistungsaspekten wie dem Support bei Updates und Release-Wechseln oder dem Schulungs- & Informationsangebot erklären. Vielmehr scheint sich hier eine Art Pauschalkritik der Xpert-Kunden an der Infor niederzuschlagen.
Bei Infor Blending stellt sich das Bild insofern ähnlich dar, als die Abstriche in der Gesamtnote eher auf negative Entwicklungen aus dem Zeitraum 2012 bis 2014 zurückzuführen sind. Bei einzelnen Zufriedenheitsaspekten hat die Software seinerzeit deutliche Einbußen hinnehmen müssen, wie Schnittstellen, Formulare & Auswertungen und Anpassbarkeit. Während Infor bei einigen dieser Einzelaspekte in der jüngeren Vergangenheit sogar etwas Boden gut machen konnte, hat sich das Gesamturteil erst mit einiger Verzögerung auf das Niveau der einzelnen Zufriedenheitsaspekte nivelliert.

FOSS lässt bei Funktionalität nach

Ausgehend von einem recht hohen Zufriedenheitsniveau verzeichnet die Software FOSS spürbare Abstriche in der Gesamtzufriedenheit mit der Software. Diese etablierte Software findet sich vielfach bei anspruchsvolleren Einsatzszenarien im Automobilzulieferbereich aber auch bei Gießereien.

Im Vergleich zu anderen Lösungen mit ähnlicher Einsatzcharakteristik erzielt FOSS überragende Ergebnisse zum Beispiel im Hinblick auf die Release-Fähigkeit. Auch Stabilität und Performance werden überdurchschnittlich bewertet. Allerdings trüben spürbare Verschlechterungen der Zufriedenheit beispielsweise mit der Bedienerfreundlichkeit, der mobilen Nutzbarkeit, bei Formularen & Auswertungen, der Flexibilität und der Funktionalität das Bild. Das deutet auf technologisch bedingte Restriktionen hin, die auch mit dem Alter der Software zusammenhängen können.

ams.erp fällt im Support ab

Bei ams.erp, der Speziallösung für die Einzelfertigung, fällt zunächst einmal die ungewöhnliche Spreizung zwischen der guten Noten für die Software und der deutlich abfallenden Bewertung für den Anbieter auf. Hier schlagen sich offensichtlich spürbar nachlassende Bewertungen für das Schulungs- und Informationsangebot, die Beratung zur Optimierung des ERP-Einsatzes und die Unterstützung bei Release-Wechseln nieder.

Auch fällt auf, dass die Schnelligkeit bei der Bereitstellungen von Problemlösungen im Support-Fall deutlich schwächer bewertet wird als im Branchendurchschnitt. Möglicherweise schlagen sich hier Veränderungen der jüngeren Vergangenheit derzeit – noch – negativ nieder. So wurde das Funktionsspektrum der Lösung zuletzt deutlich erweitert, was erfahrungsgemäß einen deutlich größeren Informationsbedarf bei den Kunden nach sich zieht.
Gleichzeitig wurde der Support für Drittprodukte, die mit ams.erp ausgeliefert werden, durch die ams selbst übernommen, um den Kunden Lösungen aus einer Hand bieten zu können. Die Studienergebnisse deuten hier auf Anlaufschwierigkeiten hin.
Dr. Karsten Sontow*/hei

erp-praxis-bubblesEine Managementfassung der Studie ERP-Praxis 2020/2021 können Sie herunterladen unter folgendem Link: Studie ERP-Praxis
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Dr. Karsten Sontow*, Jahrgang 1967, ist seit Anfang 2001 Vorstand der Trovarit AG, Aachen. Er verantwortet dort die Bereiche Marketing, Account Management, Research und Finanzen. Dr. Sontow studierte Maschinenbau und Betriebswirtschaft an der RWTH Aachen und am Massachussetts Institute of Technology in Cambridge, USA. Seinen Doktortitel im Maschinenbau erwarb er an der RWTH Aachen. Dr. Karsten Sontow ist Autor zahlreicher Fachpublikationen, u.a. der Studienreihen “ERP in der Praxis” und “ECM im Mittelstand”. Seit Januar 2014 gehört er als stellvertretender Vorsitzender dem Arbeitskreis ERP des BITKOM an.

 


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