Aus Deutschland heraus soll ein maßgeblicher Standard für die digitale Wirtschaft entstehen: der Industrial Data Space, ein virtueller Datenraum für den Datenaustausch. Teilnehmer könnten so souverän entscheiden, steuern und kontrollieren, wer ihre Daten erhält und wozu diese genutzt werden dürfen.
DATEN stellen eine strategische Ressource für den Geschäftserfolg dar. Je mehr sie an Wert gewinnen, desto höher ist der Bedarf, sie zu schützen und zu kontrollieren – eine Krux, wenn gleichzeitig die immer komplexer werdenden Leistungsangebote und neuen digitalen Geschäftsmodelle einen fortlaufenden Austausch von Daten erfordern. Vor diesem Hintergrund arbeiten zwölf Fraunhofer-Institute bereits seit zwei Jahren an einer Lösung: dem Industrial Data Space.
Dessen erstes Etappenziel sei nun erreicht: Eine Architektur für einen sicheren Datenraum sei entstanden und erste branchenübergreifende Einsatzszenarien sind den Angaben zufolge implementiert. Und thyssenkrupp, Mitglied der ersten Stunde im Anwenderverein, hat beispielsweise mit einem Informationssystem für die Lkw-Logistik den ersten Anwendungsfall im Rahmen des Industrial Data Space umgesetzt. Das Ziel: die Be- und Entladezeiten von Lkw zu optimieren und flexibel auf Transportrouten und Verkehrsstörungen abzustimmen. „Wir haben hier und jetzt eine echte Chance, aus Deutschland heraus einen wesentlichen Standard für die Digitalisierung der Wirtschaft zu setzen, der europa- und sogar weltweit Akzeptanz findet“, erläutert Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.
Internationaler Standard als Ziel
Und das ist für den Erfolg des Industrial Data Space auch erforderlich, denn Daten halten in der global vernetzten Wirtschaft nicht an Landesgrenzen. Das vom BMBF geförderte vorwettbewerbliche Forschungsprojekt geht daher nun mit einer Förderung in Höhe von fünf Millionen Euro in eine zweite Runde. Deren Ziel sei, den Industrial Data Space im Zusammenspiel internationaler Architekturansätze zu positionieren, wie sie derzeit etwa vom Industrial Internet Consortium aus den USA oder der Industrial-Value-Chain-Initiative aus Japan erarbeitet werden. „Wir stehen in Gesprächen mit Partnern aus beispielsweise Argentinien, China, Indien, Japan, Mexiko und den USA, um den Industrial Data Space international zu etablieren“, berichtet Prof. Boris Otto, Forschungschef der Initiative Industrial Data Space und Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST.
PwC-Studie: Datenaustausch als wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung
Der Bedarf für den Industrial Data Space besteht, wie die Ergebnisse der aktuellen Studie „Datenaustausch als wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung“ von PwC aufzeigen: 74 Prozent aller mittleren und großen Unternehmen in Deutschland teilen demnach Daten mit Kunden und Geschäftspartnern. Drei von vier Unternehmen gehen laut der Studie davon aus, dass die Notwendigkeit, eigene Daten zu Verfügung zu stellen, in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Und 57 Prozent fürchten den Angaben zufolge dabei die Preisgabe von Geschäftsgeheimnissen. „Datenaustausch als wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung macht das Dilemma sichtbar, in dem sich viele Unternehmensverantwortliche befinden“, erklärt der Experte von PwC Aleksei Resetko. Diese würden die Notwendigkeit anerkennen, Daten zu tauschen, hätten aber gleichzeitig die Befürchtung, dabei die Souveränität über sensible, unternehmensinterne Angaben zu verlieren.
Über die Initiative Industrial Data Space
Der Industrial Data Space wurde Ende 2014 von der Fraunhofer-Gesellschaft initiiert und gemeinsam mit Wirtschaft und Politik ins Leben gerufen. Das Ziel: Die Etablierung eines Architekturmodells für den Industrial Data Space und seine anschließende Nutzung auf internationaler Ebene. Die Initiative umfasst ein Forschungsprojekt und einen Anwenderverein. Das Forschungsprojekt der Fraunhofer-Gesellschaft wird als vorwettbewerbliche Vorbereitung des Aufbaus des Industrial Data Space vom BMBF gefördert. Ergänzend hierzu wurde im Januar 2016 die Industrial Data Space Association ins Leben gerufen, um die Anwenderinteressen zu bündeln und die Standardisierung der Ergebnisse des Forschungsprojekts zu fördern. Mit inzwischen 74 Mitgliedsunternehmen aus 13 verschiedenen Ländern wächst der Verein auch international. Neben Bosch, der Deutschen Telekom, Siemens oder Volkswagen sind den Angaben zufolge auch Unternehmen wie Huawei aus China und Forschungspartner wie die Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung TNO im Verein vertreten. Die Arbeiten der Industrial-Data-Space-Initiative würden in enger Abstimmung mit den Aktivitäten der Plattform Industrie 4.0 erfolgen. hei
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