Microsoft-Chef Satya Nadella hat dem Software-Konzern eine Cloud-First-Strategie verordnet. Mit der neuen Software zur Unternehmenssteuerung Dynamics 365 untermauert er diesen Ansatz. Der Microsoft-Dynamics-Partner Cosmo Consult zieht dabei mit. Dessen Chef Uwe Bergmann sagt im Exklusiv-Interview, warum er Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Lösungen aus der Cloud als vorteilhaft und sicher erachtet.
DIE ERP-SUITE Microsoft Dynamics 365 ist seit Ende letzten Jahres in Deutschland verfügbar. Cosmo Consult hat die aus Software-Modulen bestehende Business Solution in ihr Angebot aufgenommen. Wie wird die Software zur Unternehmenssteuerung aus der Cloud hierzulande beziehungsweise bei ihren Kunden angenommen?
Abgeschlossene Projekte bei uns gibt es bis heute noch wenige. Da Dynamics 365 erst seit kurzem verfügbar ist, ist das aber auch nicht verwunderlich. Wir haben derzeit einen Kunden, der Dynamics 365 einsetzt. Aber das grundsätzliche Interesse an Dynamics 365 erweist sich bereits heute als groß.
Warum zögern ihre Kunden dann noch?
Die Ankündigung seitens Microsoft das ehemalige Dynamcics AX und jetzige Modul Dynamics Operations auch OnPremise anzubieten brachte für unsere Kunden und Interessenten erst kürzlich Klarheit und Entscheidungssicherheit. Das schaffte Vertrauen bei IT-Entscheidern. Wir stellten aber – wie gesagt – schon vorher fest, dass diese vermehrt in Cloud-Lösungen investieren wollen.
Welche Gründe spielen dabei für IT-Verantwortliche eine Rolle?
Viele IT-Entscheider, die neu investieren wollen, müssten bei der lokal installierbaren Version ihrer ERP-Software auch noch mal in Hardware investieren, weil sie beispielsweise die vorhandenen Server oft nicht dafür nutzen könnten. Das stellt ein Entscheidungskriterium dar, weil die meisten unserer Kunden davon ausgehen, dass sie in fünf Jahren sowieso ihre Geschäftsanwendungen aus der Cloud beziehen.
Cosmo Consult hat viele Kunden aus der Fertigungsbranche. Deren Know-how, wie Konstruktionspläne und Patente, bilden das wirtschaftliche Fundament ihres Unternehmens. Vertrauen Unternehmensverantwortliche in diesen Betrieben dieses Wissen wirklich der Public Cloud an?
Dies Frage stellt sich in der Tat in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Deshalb begrüßen wir ja auch, dass Microsoft Dynamics Operations in einer lokal installierbaren Version anbietet. Aber wir stellen auch fest, dass wenn Unternehmen den ersten Schritt in die Cloud gemacht haben, der Zweite relativ leicht folgt. Wir haben das im eigenen Unternehmen erfahren. Inzwischen haben wir unsere gesamten internen IT-Systeme in die Cloud transferiert. Der erste Schritt kann beispielsweise mit dem Sales-Modul von Microsoft Dynamics 365 erfolgen.
Cosmo Consult ist aber auch kein Fertigungsunternehmen.
Nein, das sind wir nicht. Aber letztendlich würden auch diese sich von IT-Lasten befreien und könnten die dadurch freigewordenen Ressourcen und Kapazitäten für andere Aufgaben nutzen. Selbst wenn ein Unternehmen ein System hosted, also beispielsweise aus der Private Cloud nutzt, müssen sich dessen IT-Manager mehr damit beschäftigen, als dass das der Fall ist, wenn sie es direkt aus der Public Cloud beziehen.
Nahezu alle mittelgroßen und großen Unternehmen haben über die Jahre eine eigene IT-Abteilung und eine IT-Infrastruktur aufgebaut. Die lässt sich nicht von heute auf morgen abschalten und komplett austauschen. Das für die Administration dieser Systeme notwendige Personal müssen sie dann weiterhin vorhalten. Die Kosten, oder zumindest ein Teil davon, blieben also trotz dem Einsatz von Geschäftsanwendungen aus der Public-Cloud weiterbestehen. Das IT-Analystenhaus IDC zeigt auf, dass bereits nach zwei Jahren der Einsatz einer Anwendung aus der Private Cloud günstiger ist, als diese aus der Public Cloud zu nutzen – nach fünf Jahren sogar deutlich günstiger. Neben der Skalierbarkeit führen Anbieter von Lösungen aus der Public Cloud aber immer auch das das Kosteneinsparungs-Argument an. Kann dieses unter den genannten Umständen greifen?
Die bestehende IT-Abteilung eines Unternehmens aufzulösen, wäre fatal. Unternehmensverantwortliche erkennen zunehmend, dass die Digitalisierung, und damit für nahezu alle bestehenden Unternehmen die Digitale Transformation, es erfordert, ihre Mitarbeiter in der IT-Abteilung zu entlasten. Warum? Weil die Digitale Transformation für die meisten Unternehmen unausweichlich ist, wenn sie mittel- und langfristig überleben wollen. Der IT-Leiter oder Chief Information Officer (CIO) spielt dabei deshalb neben der Unternehmensleitung eine entscheidende Rolle. Wenn er sich darüber Gedanken machen muss, wann muss ich den nächsten Server bestellen, was für Anforderungen muss dieser erfüllen, wie viel darf er kosten, wo steht er, wer installiert und wartet ihn, dann fehlt dem IT-Manager diese Zeit für die wirklich unternehmenskritischen IT-Aufgaben wie die Digitale Transformation. Für Cosmo Consult hat sich der Cloud-Betrieb auch wirtschaftlich bezahlt gemacht. Wir liegen heute bei der Hälfte der Kosten, die wir hätten, wenn wir die Systeme selbst angeschafft hätten und diese betreiben würden. Zudem sind wir wesentlich flexibler, wenn der Workload ansteigt. Dann kann ich aus der Cloud Kapazitäten zuschalten.
Neben den Kosten spielt für IT-Verantwortliche vor allem die Sicherheit ihrer Daten eine entscheidende Rolle. Microsoft bietet erste Dynamics 365-Module ab Juni auch aus der Microsoft Cloud Deutschland an, bei der die Deutsche Telekom als Datentreuhänder fungiert. Diesen Service lässt sich Microsoft mit einem Preisaufschlag bezahlen. Bis Ende des Jahres soll auch das Dynamics-Modul Operations, also das ehemalige Dynamics AX, aus der Microsoft Cloud Deutschland verfügbar sein. Könnte dieses Angebot ihre Kunden und Interessenten zu einem Wechsel in die Public Cloud bewegen?
Ich selbst vertraue Microsoft genauso wie der Telekom. Microsoft investiert sehr viel in die Public Cloud. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Microsoft diese enormen Investitionen gefährdet, in dem sich der IT-Konzern etwas erlaubt, was einem Kunden davon abhalten könnte, seine Daten in die Public Cloud zu geben. Microsoft bietet Dynamics 365 unter anderem aus einem Rechenzentrum in Amsterdam an. Ich erachte die Niederlande als absolut vertrauenswürdiges Land.
Als amerikanisches Unternehmen unterliegt Microsoft aber nach wie vor dem Patriot Act . Für das deutsche Unternehmen Telekom gilt dagegen deutsches und europäisches Recht. Das macht für viele Unternehmensverantwortliche doch noch einen Unterschied.
Wenn einem Unternehmensverantwortlichen das wichtig ist, verstehe ich das. Dann ist die Microsoft Cloud Deutschland die richtige Wahl. In Unternehmen gefährdet aber oftmals das Nutzerverhalten die Sicherheit der Daten und des Know-hows stärker als die Cloud. Wenn Mitarbeiter in Unternehmen mit ihren Kunden beispielsweise über WhatsApp kommunizieren oder Know-how mit Kollegen in der Drop-box teilen, beunruhigt mich das mehr. hei
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