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IT-Modernisierung treibt Unternehmen in die Cloud

Bei der IT-Modernisierung bevorzugen Unternehmen die Migration in die Cloud. Das zeigt eine Studie von Lünendonk & Hossenfelder. Die Public Cloud legt zu, die Hybrid Cloud spielt bislang eine untergeordnete Rolle.

IT-Modernisierung

Der Trend ist eindeutig: Bei der Modernisierung ihrer IT-Altsysteme setzen die meisten Unternehmen auf Geschwindigkeit und verzichten auf langwierige Projekte zur Konsolidierung und Harmonisierung. Sie bevorzugen die direkte Migration der Anwendungen in die Cloud, wo sie anschließend mit Microservices und Schnittstellen (Application Programming Interface/API) modernisiert werden. 38 Prozent der IT-Modernisierungsvorhaben finden derzeit nur in einzelnen Geschäftsbereichen statt. Lediglich jedes fünfte Unternehmen verfolgt eine übergreifende IT-Modernisierungsstrategie, welche die gesamte IT-Landschaft einbezieht.

Dies sind erste Ergebnisse der aktuellen Lünendonk-Studie „Fit für die digitale Transformation – Status quo und Ziele bei Legacy-Modernisierung und Cloud-Migration“. Die Studie ist in fachlicher Zusammenarbeit mit Arvato Systems, Kobaltblau und Warth & Klein Grant Thornton entstanden. Von September bis November 2018 wurden IT-Verantwortliche aus 122 mittelständischen Unternehmen und Konzernen befragt. Die meisten der befragten Unternehmen kommen aus den Branchen Financial Services, Manufacturing sowie Automotive.

Ein Modernisierungsstau bremst die Digitalisierung

Nach Jahren der Verzögerung entsprechender Projekte ist der Druck zur IT-Modernisierung inzwischen enorm hoch. „Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren die Modernisierung ihrer Altsysteme vor sich hergeschoben“, beschreibt Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder und Studienautor. „Diese Verzögerung kam nicht etwa daher, dass die Verantwortlichen die Notwendigkeit nicht gesehen haben. Vielmehr ist die Komplexität von IT-Modernisierungsvorhaben oft so hoch, dass sich das Risiko nicht einschätzen ließ und folglich Budgets nicht bewilligt wurden.“ Ein Grund, warum stabil laufende Systeme nicht angepackt wurden, lag in den vielen Abhängigkeiten zwischen den heterogenen und weit in die Unternehmensprozesse verzweigten Anwendungen.

Strategien-der-ERP-ModernisierungDie beliebteste Strategie der ERP-Modernisierung ist die Migration der bestehenden Systeme in die Cloud.

Die meisten IT-Landschaften sind historisch gewachsen und haben einen monolithischen Charakter. Oft haben einzelne Geschäftsbereiche und Tochtergesellschaften eigene ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) und Datenbanken im Einsatz, die untereinander nicht synchronisiert sind und folglich keinen Datenaustausch ermöglichen beziehungsweise diesen stark erschweren. 32 Prozent der befragten Unternehmen haben mehr als 20 ERP-Systeme im Einsatz, 37 Prozent sogar mehr als fünf CRM-Anwendungen (Customer Relationship Management/Kundenbetreuung) . „Diese Heterogenität hat so lange gut funktioniert, bis im Zuge der Digitalisierung der Austausch von Daten über mehrere Geschäftsbereiche, Unternehmen und IT-Systeme hinweg notwendig geworden ist“, so Zillmann.

In heterogenen IT-Landschaften leidet der Datenaustausch

Eine unmittelbare Folge der heterogenen IT-Landschaften ist in fast jedem zweiten befragten Unternehmen der geringe Grad der Vernetzung der verschiedenen Systeme und die Tatsache, dass damit kein automatisierter Austausch von Informationen zwischen den einzelnen Kernanwendungen stattfindet. Das beeinträchtigt die digitale Transformation. „Gibt es im E-Business keine Verknüpfung von eingegebenen Bestelldaten im Frontendportal mit Informationen zur Lieferzeit aus den ERP-Systemen, kann ein Kunde den Status seines Auftrags nicht in Echtzeit verfolgen“, erläutert Zillmann. Auf der Prozessebene führt eine heterogene Systemlandschaft unter anderem zu Prozessbrüchen und unterschiedlichen Datenmodellen. Eine Automatisierung durch automatisierte Workflows lässt sich nicht erreichen, wenn die Systeme nicht vollumfänglich miteinander kommunizieren.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz scheitert sehr oft an der der Datenqualität und der Data Governance. Daten werden immer stärker zur Grundlage strategischer und operativer Entscheidungen, etwa bei der Routenplanung und Passagiersteuerung in der Logistik und im Fernverkehr oder für eine vorausschauende Unternehmenssteuerung, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Für treffgenaue Vorhersagen braucht es laut Zillmann gute und vor allem richtige Daten sowie ein einheitliches Datenmodell.

65 Prozent der Unternehmen modernisieren über die Cloud

Alle befragten CIOs und IT-Leiter haben konkrete Pläne, um ihre ERP-Landschaft zu modernisieren und auf veränderte Abläufe und Geschäftsprozesse neu auszurichten. Bei der Wahl der Modernisierungsstrategien unterscheiden sich die Unternehmen deutlich. Während die eine Hälfte der befragten IT-Entscheider auf die Konsolidierung der ERP-Systeme setzt beziehungsweise diese bereits abgeschlossen hat, hält die andere Hälfte von einer Konsolidierung Abstand. „Unternehmen mit mehr als zehn ERP-Systemen im Einsatz sehen von einer Konsolidierung ab“, berichtet Zillmann. „Es scheint eine kritische Grenze zu geben, wann sich eine Konsolidierung der ERP-Systeme betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnt.“

Einen klaren Trend zeigen die Studienergebnisse jedoch bei der Wahl der künftigen Deployment-Strategie. Bei der Modernisierung ihrer ERP-Systeme bevorzugen 65 Prozent der befragten Unternehmen die Migration der Anwendungen in die Cloud, während 19 Prozent ihre ERP-Lösungen im bestehenden On Premise-Modell modernisieren. 71 Prozent der Unternehmen migrieren ihre CRM-Systeme in die Cloud . Während jedes fünfte untersuchte Unternehmen bereits eine Cloud-First-Strategie hat, gaben 28 Prozent der befragten IT-Entscheider an, das Cloud-Sourcing im IT-Betrieb mittelfristig zu bevorzugen. Der Anteil der Unternehmen mit einer Cloud-First-Strategie ist bei den befragten Unternehmen mit mehr als eine Milliarde Euro Umsatz deutlich höher.

Vorteile-der-Cloud-MigrationHöhere Geschwindigkeit, bessere Ressourcenverteilung und eine bessere Abdeckung von Lastspitzen sind die Vorteile der Cloud. Legacy-Systeme punkten bei den Sicherheitsstandards

Public-Cloud-Angebote gewinnen an Akzeptanz

Der Trend zum Cloud-Sourcing lässt sich auch an der Analyse der aktuellen Sourcingstrategien ablesen. Die Studienteilnehmer betreiben durchschnittlich 57 Prozent der Anwendungen im klassischen Sourcing, also On Premise. Der Anteil der Cloud am Anwendungsbetrieb liegt derzeit bei 43 Prozent, wobei die Private Cloud mit einem Anteil von 28 Prozent am gesamten Sourcingmix dominiert.

Geht es nach Planungen der befragten IT-Entscheider, kommen künftig größere Teile der IT-Landschaften aus der Public Cloud. So investieren 17 Prozent der Unternehmen „sehr stark“ und weitere 50 Prozent „stark“ in die Migration von IT-Systemen in die Public Cloud beziehungsweise in die Anschaffung von neuen IT-Komponenten, die aus der Public Cloud heraus bereitgestellt werden. Auch die Private Cloud wird eine wichtige Sourcingoption bleiben: 57 Prozent der befragten Unternehmen erhöhen 2019 ihre Investitionen in den Aufbau von Private-Cloud-Umgebungen.

Hybrid Cloud ist noch ein Zukunftsthema

Mit dem Thema der Orchestrierung der verschiedenen Sourcingmodelle wollen sich 42 Prozent der befragten CIOs und IT-Manager in den kommenden Jahren nicht befassen. „Solche Cloud-Transformationsprojekte sind sehr komplex sowie kosten- und ressourcenintensiv, und gleichzeitig muss der operative Betrieb für das Tagesgeschäfts sichergestellt sein“, erklärt Zillmann. „Es überrascht mich daher nicht, dass das Thema Hybrid Cloud aktuell in den Unternehmen eine untergeordnete Rolle spielt.

Die detaillierte Lünendonk-Studie 2019 „Fit für die digitale Transformation – Status quo und Ziele bei Legacy-Modernisierung und Cloud-Migration“ ist hier kostenfrei als Download erhältlich. Jürgen Frisch


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