Start ERP DSAG: Factory-X braucht Sicherheit und Vertrauen

DSAG: Factory-X braucht Sicherheit und Vertrauen

Die geplante Plattform Factory-X erleichtert laut der SAP-Anwendervereinigung DSAG den unternehmensübergreifenden Datenaustausch. Nötig dafür seien Sicherheit, Vertrauen der Akteure und eine enge Integration in die SAP-Systeme der Unternehmen.

Factory-X
© gorodenkoff, istockphoto.com

Gemeinsam mit rund 50 Partnern aus Wirtschaft, Forschung und Verbänden planen SAP und Siemens eine digitale Plattform für den Datenaustausch in der Fertigungsindustrie. Das Projekt namens Factory-X soll im kommenden Jahr starten. Thomas Henzler, Fachvorstand der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG für Einkauf, Produktion & Supply Chain Management, Marketing & Vertrieb erläutert, inwieweit die Initiative Unternehmen – im Hinblick auf das Datengesetz der Europäischen Union (Data Act) – in die Karten spielt und was es aus Sicht der SAP-Anwendergruppe zu beachten gilt.

Die übergreifende Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Lieferanten und Kunden gewinnt zunehmend an Bedeutung. Prozesse werden immer stärker über Unternehmensgrenzen hinweg verzahnt, und das birgt laut Henzler Chancen: „Die intelligente Beschaffung und Nutzung von Daten stellt nicht nur für Unternehmen in der Industrie eine anspruchsvolle Herausforderung dar, das gilt ebenso für zahlreiche andere Branchen. Aber das Potenzial ist beträchtlich.“ Die Steuerungen in den Produktionsstätten seien auf eine große Menge an Daten angewiesen. Die ohnehin knappen Ressourcen an Fachkräften und Rohstoffen sowie die Energie-Debatte verstärkten diese Herausforderung und schürten die Vision einer hochgradig automatisierten und intelligent vernetzten Fertigung.

Enorme Datenmengen und eine strenge Compliance

Hinzu kommen sich verschärfende gesetzliche Rahmenbedienungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder auch das Nachhaltigkeitsberichtswesen. Diese stellen viele Unternehmen hinsichtlich der Beschaffung notwendiger Daten vor große Herausforderungen. „Die Zahl der Anbieter, die unterstützende Software entwickeln oder Daten als Service zur Verfügung stellen, wächst stark“, berichtet Henzler. „Was bislang fehlt, ist eine ganzheitliche und standardisierte Plattform unter Berücksichtigung der regulatorischen Anforderungen.“ Hier sieht die DSAG das Potenzial von Factory-X.

Die Unternehmen weisen aktuell stark unterschiedliche Fortschritte bei der digitalen Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern auf. Im Hinblick auf gesetzliche Anforderungen wie das Emissions-Reporting sind Daten von externen Partnern künftig unverzichtbar. „Die Anforderungen wachsen“, berichtet Henzler. „Nicht jedes Unternehmen wird mit eigenen technologischen und finanziellen Mitteln selbst Lösungen hierfür entwickeln können – vor allem nicht mit der notwendigen Geschwindigkeit.“ Henzler begrüßt daher den Vorstoß von SAP und Siemens, mit der Cloud-Plattform Factory-X die Digitalisierung der produzierenden Industrie zu beschleunigen, sieht allerdings einen Pferdefuß dabei: „Bisherige Initiativen beider Partner, wie eine zentrale Plattform für die Maschinenkommunikation im Bereich Internet-of-Things, haben nicht immer den gewünschten Erfolg gebracht. Damals wie heute gab und gibt es Bedenken bezüglich vertraulicher Informationen und die Furcht vor Wettbewerbsnachteilen durch das Teilen von Daten mit potenziellen Mitbewerbern. Diese kann eine neue Plattform auch nur teilweise entkräften.“


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Generell sollten sich Unternehmen mit den Datenstrukturen und deren Bedeutung für das bestehende und zukünftige Business-Modell auseinandersetzen sowie dieses bewerten. Dazu bedürfe es einer engen Zusammenarbeit mit den entsprechenden Geschäftspartnern: „Insbesondere im Aftersales-Geschäft, wo Daten ein wichtiger Faktor sind, treten häufig Bedenken auf“, erläutert Henzler. „Hier steht die Frage im Raum, wie Siemens und SAP mit Factory-X die Sicherheit und Vertraulichkeit von Daten gewährleisten, und wie die Unternehmen unabhängig von technologischen Themen organisatorisch zusammenarbeiten können.“

Angesichts teilweise begrenzter Leistungsfähigkeit heutiger Netzwerke werde es schwierig, die enormen Datenmengen aus einer Vielzahl von Quellen zusammenzutragen. Umso wichtiger sei es, dass die Factory-X-Plattform eng mit den Enterprise-Resource-Planning-Systemen der Unternehmen verzahnt wird. Darüber hinaus gebe es technische und regulatorische Themen zu klären – darunter Vertraulichkeitsregelungen und die Weiterverarbeitung von Daten. „Entscheidend ist, dass SAP und Siemens nun transparent und einheitlich agieren“, erläutert Henzler. „Die gesetzliche Notwendigkeit durch den Data Act verspricht den notwendigen Schub, um das Thema Vernetzung konsequent in die Unternehmen zu tragen. Allerdings müssen auf die Zielsetzungen auch konkrete Umsetzungen folgen, damit aus der anfänglichen Euphorie tatsächlich das volle Potenzial der digitalen Vernetzung geschöpft werden kann.“ Jürgen Frisch


Der Experte

Thomas Henzler Quelle: ©DSAG

„Bisherige Initiativen wie eine zentrale Plattform für die Maschinenkommunikation haben nicht immer den gewünschten Erfolg gebracht.“, berichtet Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Einkauf, Produktion & Supply Chain Management, Marketing & Vertrieb „Damals wie heute gab und gibt es die Furcht vor Wettbewerbsnachteilen durch das Teilen von Daten mit potenziellen Mitbewerbern. Dennoch hat Factory-X ein großes Potenzial.“