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Wie Anwendungen lernen

Der Hype um künstliche Intelligenz (KI) hat zu teilweise überzogenen Erwartungen und durchaus Verwirrung geführt – und bei manchen sogar große Befürchtungen ausgelöst: Der Gedanke, dass KI Jobs massenhaft übernimmt, erzeugt oft Angst, insbesondere bei vermeintlich betroffenen Arbeitnehmern, Betriebsräten und Gewerkschaften.

ERP KI
Quelle: cienpies | istockphoto.com

Diese Bedenken einfach wegzuwischen und diese Stimmen als Fortschritt-feindlich zu brandmarken, wäre zu einfach und wird den berechtigten Bedenken nicht gerecht. Der Bitkom beispielsweise geht in seinem kürzlich veröffentlichtem ERP-Trend-Check davon aus, dass KI-getriebene Analytik in den Business Anwendungen hilft, die Entscheidungsqualität und ‑geschwindigkeit in Unternehmen zu erhöhen. Die KI-Systeme innerhalb der Business Applikationen sind ständig aktiv, erkennen laufend Anomalien und auffällige Entwicklungen und schaffen somit aktiv Transparenz. Im Bereich der KI-gestützten Automatisierung von Geschäftsprozessen liegt nach Einschätzung des Bitkoms dabei das größte Rationalisierungspotenzial und gleichzeitig die größte Herausforderung.

Denn die Systeme entwickeln sich sukzessive zu selbstlernenden und selbststeuernden Geschäftsanwendungen, die Unternehmensprozesse automatisieren und auf Veränderungen in Echtzeit reagieren. Eine Zielsetzung ist, den Menschen vor der Tastatur zu unterstützen beziehungsweise in spezifischen Fällen auch zu ersetzen. Mit KI-gestützten Technologien aus dem Bereich der Robotic Process Automation wird auch dies zukünftig ein wesentliches Einsatzszenario darstellen.

Die durch KI bevorstehenden Veränderungen der Unternehmensanwendungen durch eine höhere Entscheidungsqualität, -geschwindigkeit und auch Automatisierung sind fundamental. Dabei wird die zentrale ethische Herausforderung für ERP-Anbieter und -Anwender sein, analog zu den Empfehlungen des Bitkom, intelligente Systeme humangerecht und werteorientiert zu gestalten. Dafür werden zurzeit von nationalen und internationalen Normungsbehörden und der deutschen Bundesregierung Leitlinien und Normen erstellt, die sich eine „vertrauenswürdige KI“ zum Ziel gesetzt haben.

Die Anforderungen an die Mitarbeitenden werden sich in den nächsten Jahren drastisch ändern. Dies ist keine neue Erkenntnis, lässt sich dieses Phänomen doch seit Jahrzehnten schon in den Unternehmen beobachten. Berufsbilder wie der Datentypist gehören längst der Vergangenheit an, seit die Digitalisierung immer mehr Bereiche in den Unternehmen durchdringt. Die Beherrschbarkeit der Technologie wird eine der Schlüsselqualifikationen der Zukunft sein – und das setzt kontinuierliches Lernen und andauernde Anpassung und Weiterentwicklung voraus: sowohl bei der Qualifikation der Belegschaft als auch der Organisationsform der Arbeit.


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Über den Autor

frank-naujoksFrank Naujoks ist seit August 2021 bei der Avanade als Group Manager Digital Advisory tätig. Davor war er bei der Trovarit als Managing Consultant im Bereich Business Applications beschäftigt. Von 2013 bis 2019 verantwortete er bei Microsoft die Vermarktung von Microsoft Dynamics 365 for Finance and Operations in Deutschland.