Alte Unternehmen sind nicht automatisch altmodisch. Das zeigt die Studie ‚Digital Champions‘, die Digitalisierungsprojekte untersucht. Erfolgsfaktoren sind demnach Geschwindigkeit und ein ganzheitlicher Ansatz der Transformation.

digitalisierungMehr als hundert Jahre ist der Textilhersteller Trigema inzwischen alt – aber keineswegs ‚von gestern‘: Der Spezialist für Sport- und Freizeitbekleidung aus dem schwäbischen Burladingen gehört zu den vier Unternehmen der Textilproduktionsbranche in Deutschland, die am besten für die Wirtschaft des Digitalzeitalters ausgerichtet sind. Das zeigt die Studie „Digital-Champions“, die das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) unter wissenschaftlicher Begleitung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag von Focus Money durchgeführt hat.

Die Studie „Digital-Champions“ untersucht die rund 5.000 größten Unternehmen in Deutschland. Interne Aspekte der Betriebe zum Stand ihrer Digitalisierung wie Vernetzung, bereits umgesetzte Digitalisierungsprojekte, Datenanalyse, Schulungen und Digitalkompetenz der Mitarbeiter sowie Entwicklung des IT-Personals und Investitionsausgaben wurden mit einem Fragebogen erfasst. Eine Social-Listening-Analyse erfasste die Reputation der Unternehmen in den Kategorien Digitalisierung, Technologie und Innovation. Dazu wurden 438 Millionen öffentliche Online-Quellen inklusive Social Media nach Nennungen der untersuchten Unternehmen im Zeitraum vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember 2019  durchsucht und mittels Künstliche Intelligenz (neuronale Netze) analysiert, den Themenfeldern zugeordnet und einer Sentiment-Analyse im Hinblick auf eine positive, negative oder neutrale Tonalität unterzogen.


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2. future & innovation day | 24. November 2020

future innovation TrovaritDie Trovarit lädt Anwenderunternehmen in die Innovationsschmiede am Aachener Campus.

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628 Betriebe sind Digital Champions

Die Ergebnisse beider Erhebungen wurden zusammengefasst und branchenspezifisch auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten abgebildet. Der jeweilige Branchensieger erhält 100 Punkte und setzt damit den Benchmark für alle anderen untersuchten Unternehmen innerhalb seiner Branche. Für das Siegel ‚Digital Champion – Unternehmen mit Zukunft‘ qualifizierten sich 628 der rund 5.000 untersuchten Unternehmen, die mindestens 60 Punkte in der Gesamtwertung ihrer Branche erreichen.

Alter macht nicht automatisch altmodisch – das beweisen auch die drei weiteren Digital-Champions unter den Textilherstellern in Deutschland: Amann & Söhne fertigt seit 1854 Nähfäden und Stickgarne, der Vliesstoffproduzent Sandler AG wurde 1879 gegründet, und die heute breite Produktpallette an Schutzkleidung von UVEX begann 1926 mit einem Handel für Schutzbrillen. Die ‚alten Hasen‘ im Geschäft sind demnach oft besser auf die Herausforderungen des Digitalzeitalters eingestellt als jüngere Wettbewerber.

Technologie alleine reicht nicht aus

„Wer die Digitalisierung verschläft , der riskiert den Untergang“, warnt Jörg Forthmann , der Geschäftsführer des Institut für Management- und Wirtschaftsforschung: „Der Markt lässt Unternehmen nur wenig Zeit, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen – für viele zu wenig, um ihr Geschäftsmodell zu retten.“ Digitale Transformation habe dabei neben dem technischen Handwerkszeug auch eine organisatorische und kulturelle Dimension: „Es ist nicht damit getan, die eigene IT-Abteilung aufzustocken. Vielmehr ist die Digitalisierung eine ganzheitliche Herausforderung, die über sämtliche Unternehmensbereiche hinweg gedacht und umgesetzt werden muss.“

Gerade Versicherungsunternehmen stehen oft in dem Ruf, die Digitalisierung ihrer Arbeitsabläufe nicht nachdrücklich genug zu verfolgen und so Effizienz einzubüßen. Eine Vorbildfunktion für die Branche nehmen der Studie zufolge die ausgezeichneten Digital-Champions Generali, die Lebensversicherung von 1871 (LV 1871) , die Versicherungskammer Bayern, die WWK Versicherungsgruppe und Euler Hermes ein. Bei den Herstellern von traditionellen Schreibgeräten für die analoge Papier-Welt haben Pelikan und Stabilo die Nase vorn. Jürgen Frisch