Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT hat im Verbund mit dem Partner German Edge Cloud die Fraunhofer Edge Cloud entwickelt. Fertiger können dabei mit lokalen Cloud-Systemen ihre Anlagen überwachen und Sensorinformationen austauschen.
Bilder oder Dokumente speichern Menschen heute ganz selbstverständlich in der Cloud. Auch in der Industrie ist diese IT-Betriebsvariante angekommen. Um etwa Windräder aus der Ferne zu warten, ist es selbstverständlich, Betriebsparameter und Messwerte von Sensoren in der Cloud zu lagern. In der Produktion sind die Cloud-Technologien indes noch nicht sehr verbreitet. Einerseits weil viele Unternehmen zögern, ihre wertvollen Maschinen- und Fertigungsdaten außerhalb des eigenen Unternehmens zu speichern. Zum anderen, weil die herkömmliche Technik nicht in der Lage ist, Daten in Echtzeit hin und her zu schicken.
Datensicherheit ist garantiert
Maschinen und Industrie-Roboter sind daher über Kabel mit der Leitzentrale verbunden, die sie überwacht oder an- und abschaltet. Die Geräte tun strikt das, wofür sie programmiert wurden und sind insgesamt unflexibel. Sollen Maschinen neue Aufgaben übernehmen oder neue Produkte fertigen, müssen sich meist Techniker mit einem Laptop auf den Weg machen, um Software oder Designvorlagen in die Maschinen einzuspielen. Das Fraunhofer IPT hat daher in einem Verbundprojekt eine Cloud-Lösung entwickelt, die auf den Bedarf der Produktion zugeschnitten ist – die Edge Cloud, die vor Ort in der Fabrik oder gleich an mehreren Standorten die Produktion steuern kann. Anders als bei der herkömmlichen weltweiten Cloud bleiben die Daten mit der Edge Cloud in der Hand der Produktionsunternehmen. So ist die Datensicherheit garantiert.
Zeitgleiches Software-Update auf allen Maschinen
„Eine solche Edge Cloud bietet den Unternehmen viele Vorteile“, berichtet Pierre Kehl, Experte für Edge-Cloud-Lösungen und Leiter der Gruppe Digitale Infrastrukturen am Fraunhofer IPT Aachen. „Damit lassen sich zum Beispiel ganze Maschinenparks sicher und schnell über eine zentrale Software steuern. Benötigen die Maschinen Updates oder neue Software-Versionen, können diese einfach zentral aufgespielt werden. Das spart den Technikern vor Ort viel Rennerei.“ Auch sei es möglich, dass die Maschinen ihre aktuellen Betriebsparameter und Sensorwerte an die Edge Cloud senden. In dem Fraunhofer-Projekt wird derzeit unter anderem eine intelligente Analyse-Software entwickelt, die auffällige Vibrationen erkennt, welche Hinweise auf einen entstehenden Schaden liefern können. So lässt sich ein Defekt an einer Fräs- oder Schleifmaschine entdecken, bevor ein größerer Schaden passiert.
Daten in Echtzeit verarbeiten
Dank des Mobilfunkstandards 5G können alle benötigten Daten in Bruchteilen von Sekunden zwischen der Cloud und den Maschinen ausgetauscht werden. Zum Einsatz kommt außerdem das Time-Sensitive Networking, mit dem Daten in Echtzeit verschickt werden. Damit lassen sich schnelle Arbeitsvorgänge sicher zentral aus der Cloud steuern. Auch hier besteht der Vorteil darin, dass Veränderungen der Produktionsparameter per Funk über die Cloud in die Maschinen übertragen werden können.
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Artikel
5G für die Industrie – Über diese Potenziale sollte man nachdenken |
Autor: | Christine Leidinger | Center Connected Industry | |
Erschienen: | 2022-04-11 | |
Schlagworte: | 5G, Industrie, Industrie 4.0 | |
Zunehmende Globalisierung und breitflächige Nutzung von immer leistungsfähigerer Kommunikations- und Informationstechnologie haben unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verändert. Die Welt ist näher zusammengerückt und schneller geworden. Etablierte Prozesse, Hierarchien und Sicherheiten werden aufgeweicht oder können den neuen Anforderungen nicht mehr genügen. Die Menge neuer, innovativer Möglichkeiten stellt uns gleichzeitig vor eine Vielzahl bisher unbekannter Herausforderungen. Endnutzer fordern vermehrt individualisierte Produkte und Dienstleistungen und verlangen dabei Schnelligkeit und Transparenz. | ||
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Während der Hannover Messe zeigen die Fraunhofer-Partner die Funktionsweise der Cloud anhand eines Exponats, bei dem vier Aktoren gemeinsam auf einer Platte einen Tischtennisball jonglieren. Die Position des Balls wird von einer Kamera aufgenommen und an die Edge Cloud übertragen, die dann innerhalb von Millisekunden Befehle an die Arme sendet. Der Clou ist, dass zwei der Arme über Netzwerkkabel und Time-Sensitive Networking mit der Edge Cloud verbunden sind und die anderen zwei über 5G und Time-Sensitive Networking mit ihr kommunizieren. „Wir zeigen damit, dass sich kabelgebundene Kommunikation und Funkstandards bei der Steuerung kombinieren lassen“, erläutert der Fraunhofer-Experte Kehl.
Mit der Fraunhofer Edge Cloud Produktionslösungen testen
Das Fraunhofer IPT bietet kleinen und größeren Unternehmen, die Interesse an einer Edge-Cloud-Lösung haben, an, mit Hilfe der Fraunhofer Edge Cloud Anwendungsszenarien zu entwickeln und durchzuspielen. „Damit können Unternehmen im sicheren Rahmen das Potenzial der Lösung für ihre Produktion testen, ohne gleich in die Edge Cloud-Technik investieren zu müssen«, erläutert Kehl. Zu den Entwicklungspartnern gehört die Firma German Edge Cloud, die die Technik bereitstellt – beispielsweise Adapter zum Nachrüsten, mit deren Hilfe die Maschinensteuerung dann via 5G und TNS mit der Cloud kommunizieren kann. Die Software-Lösungen wiederum stammen von den am Projekt beteiligten Fraunhofer-Instituten.
Die zentrale Erfassung von Daten in der eigenen Edge Cloud bietet den Unternehmen auch den Vorteil, die Informationen weiter nutzen zu können – etwa um die Produktion zu optimieren oder aufbereitete Daten anderen zur Verfügung zu stellen. Maschinenhersteller etwa könnten ein Interesse daran haben, mehr über die Performance ihrer Maschinen bei den Kunden zu erfahren, um die Technik weiterzuentwickeln.
Funktionsfähige Prototypen zur Fraunhofer Edge Cloud zeigt das Fraunhofer IPT auf der Hannover Messe am Kommunikationsstand der Fraunhofer-Gesellschaft in Halle 5, Stand A06.
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